Drogenpolitik von Schwarz-Gelb: Spice so richtig verboten
Nach dem großen Interesse an Spice und dem Eilverbot der Droge wurde die Kräutermischung nun dauerhaft aus dem Verkehr gezogen. Außerdem verboten: Mephedron.
BERLIN taz/dpa | Vor rund einem Jahr wurde die Modedroge Spice einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Man fragte sich: Was ist das eigentlich? Wie schädlich ist die Mischung? Lange Zeit wusste niemand genau, was genau in dem Kräutergemisch enthalten ist und wer sich überhaupt hinter der Herstellerfirma "Pycho Deli" verstecken möge.
"Spice" (dt.: Gewürz) wurde damals als bessere Marihuana-Alternative gehandelt: gleiche Wirkung, nur günstig und legal. Die in kleine Beutel verpackte Mischung verkaufte sich legal im Handel als Kräutermischung oder Räucherwerk. Zur Zimmer-Beduftung nutze es aber wohl kaum jemand, die meisten rauchten Spice ganz profan wie Cannabis.
Nicht ohne Grund: Der Hersteller pries Spice schließlich als legale Cannabis-Alternative an. Auch als eine Hilfe für die, die ein Problem mit ihrem Cannabiskonsum haben.
Das Perfide: Pharmakologische Untersuchungen wiesen nach, dass Spice synthetisches Cannabis enthielt. Vor allem für diejenigen, die ihren Cannabis-Konsum reduzieren wollten und nach einer Ersatzdroge suchten, war die Falschinformation naturgemäß ein Problem. Die Firma "Psycho Deli" aus London, die für die Produktion von Spice verantwortlich zeichnete, hatte die Kunden getäuscht. "Psycho Deli" wurde Geschäftemacherei auf Kosten der Gesundheit der Konsumenten vorgeworfen.
Die verstärkte Medienpräsenz verhalf der Droge zu mehr Abnehmern, und auch die Politik wurde auf Spice aufmerksam. Rasch reagierte das Gesundheitsministerium: Die in Spice enthaltenen Wirkstoffe CP-47,497 und JWH-018 wurden Anfang 2009 in die Anlage II des Betäubungsmittel-Gesetzes aufgenommen, vorerst mit einer zeitlichen Beschränkung auf ein Jahr. Damit war die Herstellung, der Handel und der Besitz untersagt.
Noch bevor das eine Jahr abgelaufen ist, wird das Spice-Verbot so richtig festgezurrt. Eine entsprechende Verordnung beschloss das Bundeskabinett am Mittwoch, wie das Bundesgesundheitsministerium in Berlin mitteilte. Außerdem wurde unter anderem das Stimulans Mephedron verboten. Mephedron putscht in erster Linie auf, nebenbei stärkt es auch ein wenig die Wahrnehmung von Gefühlen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Angriff auf Kinder in Aschaffenburg
Merz und Söder fordern Grenzschließung für alle Flüchtlinge
Morde von Aschaffenburg
Dem Horror entkommen
Merz’ Forderungen nach Aschaffenburg
Von Angst getrieben
Probleme der „Tagesschau“
Flaggschiff in Schieflage
Gegenwehr gegen Donald Trump
Eine neue Antifa-Heldin
Friedensbewegung heute
Gespalten und orientierungslos