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Archiv-Artikel

Drogenhilfe sucht nach Zauberwort

Betr: „Privat und zentral“, taz Bremen vom 18. Februar, S.21

Man sucht wohl nach dem Zauberwort. Man will aus der Misere raus: privat und zentral. Seit 1991 hieß das Zauberwort in der Bremer Drogenhilfe: „Dezentralisierung bzw. Regionalisierung“, der Aufbau von Drogenberatungsstellen in den Bremer Stadtregionen. Die Misere hieß damals: zuviel Konzentration von Drogenabhängigen im Viertel. Diskussionen und Bürgerproteste im Steintor / Ostertor – die berühmt-berüchtigte Bauernstraßenzeit. Ortsbegehung im Viertel mit der damaligen Sozialsenatorin. Weg vom zentralistischen Gedanken und Standort. Das Zauberwort funktionierte und die Misere wandelte sich positiv: Die dezentralisierte Drogenhilfe mit 6 Standorten in Bremen Mitte, West, Ost, Süd und Nord sowie einer Grundversorgungseinrichtung am Bahnhof (Tivoli) hat sich seit 13 Jahren hervorragend bewährt, trotz minimaler Ausstattung von jeweils nur 2 Sozialpädagogen und einer Verwaltungskraft in den regionalen Beratungsstellen. Die kommunale Drogenhilfe kann sich sehen lassen. Nun wendet sich der Senat von diesem Prinzip ab, trotz erheblicher fachlicher Einwände, und es werden nun erstmals Beratungsstellen geschlossen. 2004 folgt er der Devise: privat & zentral – koste es was es wolle, auf Sparzwang-Teufel komm‘ raus. Unbestritten, man gewinnt etwas, nämlich das Erreichen der gesetzten Personaleinsparquoten bis 2005, sicherlich auch die erneute Konzentration von Drogenszenen zum Beispiel oder auch die Zunahme von Folgekosten. Noch geht die Rechnung nicht auf: privat & zentral = billiger. Unbestritten, man verliert etwas, nämlich ein bewährtes und stadtteilbezogenes Drogenhilfesystem. Und man verprellt sich motivierte, kompetente und langjährige MitarbeiterInnen. Die Kommune schafft sich die Misere selbst. Sie ist in Not. Und weit und breit kein Zauberwort. Joachim Leckow, Bremen