Drogen aus Tiermedikamenten: Hundsmäßig druff
Partygänger, Sportler und Prostituierte haben neue Wege gefunden, um sich zu dopen: Ketamin ist nicht das einzige Tiermedikament, das konsumiert wird.
Als sich der Club Kaffee Burger in Berlin-Mitte vor zwei Jahren neue Sessel anschaffte, fand man in der Polsterung der alten etliche Tütchen mit Ketaminkristallen – zum Schnupfen. Vermutlich hatten Drogendealer sie dort deponiert und versäumt, sie wieder abzuholen.
Der in der Tiermedizin unter anderem für die Narkose von Pferden eingesetzte Stoff gilt seit einigen Jahren schon als beliebte Partydroge und ist verwandt mit Phencyclidin (auch „Angle Dust“ genannt) und mit dem Opioid Pethidin. Laut dem Informationsportal drogen-info-berlin ist „die Erzeugung einer dissoziativen Anästhesie“ charakteristisch für die Wirkung von Ketamin: „Darunter wird die Erzeugung von Schlaf- und Schmerzfreiheit unter weitgehender Erhaltung der Reflextätigkeit, insbesondere der Schutzreflexe, verstanden.“
Man kann also nächtelang feiern und tanzen, ohne dass Kopf und Körper müde werden. Zudem wird der Stoff derzeit als Antidepressivum getestet und scheint an der Berliner Charité vor allem bei bisher als therapieresistent geltenden Patienten eine positive Wirkung zu haben.
Ketamin, das pro Gramm zwischen zehn und 50 Euro kostet, ist das vielleicht bekannteste, aber bei Weitem nicht einzige Tiermedikament, das bei Drogenkonsumenten Anklang findet. Ein anderes Beispiel ist etwa Caniphedrin, das zur Behandlung der Harninkontinenz bei Hündinnen nach der Kastration zugelassen ist. Es enthält L-Ephedrinhydrochlorid, das zusammen mit weiteren Alkaloiden in Pflanzen der Gattung Ephedra vorkommt.
In der chinesischen Medizin wird es seit über 5.000 Jahren als Kreislaufstimulans, Fieber- und Hustenmittel verwendet. In Tierexperimenten bewirkte die Reinsubstanz Ephedrin Bronchienerweiterung, Entspannung des Darms, Pupillenerweiterung, Stimulation des zentralen Nervensystems und eine Senkung des Urinvolumens, weshalb es sich besonders für die Behandlung frisch kastrierter Hündinnen eignet. Menschen dagegen bevorzugen das auf dem Schwarzmarkt in Form von Tabletten erhältliche Caniphedrin zum Muskelaufbau im Bodybuilding und als Dopingmittel im Sport.
Entzugsmittel bei Alkoholkrankheit
Eine weitere Partydroge, die sich derzeit vor allem im Berliner Nachtleben großer Beliebtheit erfreut, ist GHB (Gamma-Hydroxybuttersäure). Die in der Veterinärmedizin unter dem Namen Somsanit als Basisanästhetikum verwendete Substanz wurde 1960 als verschreibungspflichtiges Medikament zugelassen. Seither findet GHB Anwendung als Entzugsmittel bei Alkoholkrankheit, aber auch – ähnlich wie Ketamin – als Antidepressivum.
Bei niedriger Dosierung nämlich wirkt GHB entspannend bis angstlösend. Mittlere Dosen hingegen können sexuell anregend bis absolut enthemmend wirken sowie Gedächtnisstörungen auslösen, weshalb der Stoff auch hinlänglich als sogenannte Rape Drug bekannt ist, also Frauen und Männern oft unbemerkt ins Getränk gemischt wird, um sie bewusst- und wehrlos zu machen.
Für sexuelle Zwecke hält auch das Rindermastmittel Oradexon her, das zu den Corticosteroiden zählt und einem synthetisch nachgebildeten Steroidhormon gleicht. In Indien wird diese Droge von Bordellbetreibern und Zuhältern „ihren“ (oft noch minderjährigen) Prostituierten verabreicht, damit ihre Brüste wachsen und sie generell üppiger werden – so wie es den Männern dort gefällt. Oradexon wirkt schnell, verursacht aber auch Bluthochdruck, Kopfschmerzen, Hautausschlag, sogar Diabetes – und macht extrem süchtig, wie diverse Experten warnen.
Meth für die Fische
Was aber passiert, wenn man es mal umkehrt und Tieren Drogen verabreicht, die eigentlich für den Konsum durch Menschen gedacht waren? Ein Bekannter erzählte mal von einem Typen namens Bernd, der zu Hause ein Aquarium besaß, mit großen und kleinen Fischen. Die kleinen, obwohl in der Überzahl, hatten unter den großen gelegentlich zu leiden.
Vor einiger Zeit nahm er einmal Crystal Meth (das übrigens ebenso wie Ephedrin zu Substanzklasse „Amphetamine“ gehört), einige der übrig gebliebenen Kristalle warf er zu den Fischen ins Wasser. Daraufhin verkrochen sich die großen Fische hinter Steinen und Pflanzen, während sich die kleinen zunächst unter der Wasseroberfläche sammelten. Dann schwammen sie plötzlich zu den großen und attackierten sie – so lange, bis diese tot waren.
Das Verhältnis zwischen Mensch und Tier, es war schon mal ein besseres.
Leser*innenkommentare
Gerald Müller
Man sollte auch mal darauf hinweisen dass es 'Sportler' gibt die sich Rindersteroide zur Muskelbildung spritzen. Ueber den IQ dieser Anwender kann man in diesem Fall nur spekulieren..