: Drei Wege für eine Piste
Ausbau der Airbus-Rollbahn nimmt Formen an. Senat und Konzern frohlocken über Kauf eines Schlüsselgrundstücks. Neue Planungen auch ohne Enteignung der anderen Grundbesitzer möglich. Politische Zugeständnisse an Neuenfelde
Von Sven-Michael Veit
Die Entscheidung sei Cord Quast „sehr schwer gefallen“, berichtet dessen Anwalt Michael Günther. Der Entschluss nämlich, vier Grundstücke vor der projektierten Verlängerung der Airbus-Rollbahn an die Stadt zu verkaufen. Aber dann habe sein Mandant „unter dem öffentlichen Druck“ sich dazu durchgerungen. Die „Schlüsselgrundstücke“ habe der Neuenfelder Obstbauer an Hamburg verkauft, sehr zur Freude des neben Günther im Pressesaal des Rathauses sitzenden Wirtschaftssenators Gunnar Uldall (CDU) und des ebenfalls anwesenden Airbus-Chefs Gerhard Puttfarcken.
Von einem großen Tag für Hamburg sprechen sie, davon, dass der so lange und heftig umkämpfte Ausbau des Airbus-Werkes in den Neuenfelder Rosengarten nun „nicht mehr zu verhindern ist“ – und davon, dass eine Enteignung der letzten beiden verbliebenen Grundbesitzer nicht mehr notwendig sei. Das größte Industrieprojekt der Hansestadt werde auch ohne die Äcker der Neuenfelder Kirche und des Eigentümers B. gelingen, frohlocken beide.
„Drei Wege haben wir“, rechnet Uldall vor. Am schnellsten und einfachsten ginge es, wenn die beiden Widerspenstigen jetzt auch verkauften. Wenn nicht, werde die Planfeststellung, die vor Gericht scheiterte, „nachgebessert und dann enteignet“. Drittens aber, und dies sei die neue Planung, die Quast ermögliche, würden die „noch nicht veräußerten Teilflächen umfahren“ (siehe Karte).
Zwar sei das „technisch komplizierter, wohl etwas teurer und langwieriger“, räumt der Senator ein, „aber dafür ohne Rechtsrisiko“. Bis zum Sommer 2007, so Uldall und Puttfarcken, könne die Erweiterung abgeschlossen werden, und so lange will Airbus sich gedulden. Es werde „eine Zwischenlösung in Toulouse geben“, sagt Puttfarcken. Aber dann komme Hamburg in den Genuss der Auslieferung eines Teils der A380-Produktion und Tausender neuer Arbeitsplätze.
Dafür hat die Stadt in einer „politischen Vereinbarung“ 19 Punkte „zum Schutz Neuenfeldes“ zugesichert, an deren Erfüllung Quast den Verkauf geknüpft hatte. Der wichtigste ist ein im Grundbuch abgesichertes Sperrgrundstück, das jeden weiteren Ausbau der Rollbahn verhindern soll. Damit habe der Obstbauer „mehr für Neuenfelde erreicht als die Verweigerer hätten erreichen können“, behauptet Uldall. Die Ikone des Widerstandes, die mit dem Verkäufer nicht verwandte Gabi Quast, will aber nicht aufgeben: „Jetzt erst recht“, so ihr trotziger Kommentar.
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