Lehrer-Protest : Dramatik ist etwas anderes
Das Geheul über die krankfeiernden Lehrer irritiert. „Arme Kinder“, heißt es, der Konflikt um das Lehrerarbeitszeitmodell dürfe nicht auf ihrem Rücken ausgetragen werden. Aber sind ein oder zwei Tage Schulausfall wirklich dramatisch? Nein. Dramatisch sind ausgelaugte Lehrer, die nicht mehr können, und zu große Klassen, in denen Schüler von klein auf nicht die nötige Aufmerksamkeit bekommen.
Kommentarvon KAIJA KUTTER
Das neue Arbeitszeitmodell fordert Lehrern 30 Stunden Unterricht und mehr in der Woche ab, das ist ohne Maß und zu viel. Dadurch, dass man mehr Stunden aus den Lehrern herauspresst, kommt keine bessere Pädagogik zustande. Und Pädagogik ist anstrengend. Vor einer Klasse zu stehen und jungen Menschen beim Bildungsprozess zu helfen, ist schwere Arbeit.
Jeder hat sich mal in seiner Schulzeit über Lehrer geärgert, deshalb ziehen viele gern über diese Berufsgruppe her. Gegenwärtig versucht der Senat den spontanen Krankfeierprotest an den Schulen zu nutzen, um die GEW zu diskreditieren. Dabei scheint der wilde Protest ein Zeichen dafür zu sein, dass sich hier Mitarbeiter objektiv von dem, was kommt, überfordert fühlen. Und wenn dies der Fall ist, handeln sie nur verantwortungsvoll, wenn sie ihre Grenzen zeigen.
Auch kann man der GEW nicht vorhalten, sie plane hinterrücks einen Streik. Eine tatsächliche Arbeitsniederlegung mit allen Konsequenzen wird dort offen diskutiert. Hoffentlich lässt sich die GEW nicht vom öffentlichen Entrüstungssturm entmutigen.
bericht SEITE 22