: Dr. Ausschweifung
LATIN-SKA In Kolumbien gehören sie längst zu den Top-Acts. Jetzt hat das Quintett „Doctor Krápula“ den Sprung über den großen Teich gewagt
„Mi Sol“ heißt der letzte Hit von „Doctor Krápula“. In Kolumbien wird die reggaelastige Latin-Hymne überall gespielt – und das gilt für so manches Stück der fünfköpfigen Band aus Bogotá. Konzerte vor mehr als 20.000 Fans sind für die Latin-Ska-Rocker keine Seltenheit und zu ihrem größten Konzert kamen über 250.000 Menschen. Vor ihrem ersten Sprung über den großen Teich haben die fünf Jungs aus Bogotá noch Stippvisite in Mexiko gemacht und gemeinsam mit „Ska-P“ und anderen Größen des Genres die Hauptstadt gerockt. In Deutschland geht es nun eine Nummer kleiner weiter: statt vor ein paar Tausend Fans zu spielen, stehen erst mal kleinere Clubs auf dem Fahrplan der Kolumbianer.
Die formierten sich 1998, etablierten sich in der Indie-Szene und haben mehr drauf als die bekannte Fußballhymne „El Pibe de mi barrio“. „Doctor Krápula“ – etwa: „Dr. Ausschweifung“ –, zeigen Flagge für mehr Umweltbewusstsein, brandmarken das nationale Mediensystem bei „Radio Mentira“ als verlogen oder spielen an der Seite von Superstar Juanes in der Comuna 13, einem für Gewalt und Armut bekannten Viertel in Medellín.
Doch nach mehr als zehn erfolgreichen Jahren und mehreren Nominierungen für MTV-Awards wollen sie mit ihrer Mischung aus Reggae, Ska, Rock, Cumbia und Co. die Alte Welt erobern. Im Gepäck haben sie mit „Sagrado Corazón“ ihr viertes Studioalbum, das bei Übersee Records aus Hannover, den Spezialisten für Latin-Ska, erschienen ist. Obwohl „Doctor Krápula“ in Kolumbien längst bei einem Mayor, BMG, unter Vertrag ist.
Als „tanzende Revolution“ bezeichnen sie sich selbst – und musikalischen Drive für den Umsturz bringen sie in jedem Fall mit. Perlen wie „Resiste“ oder das schwer rollende „Amar Abierto“ belegen das. Doch auch die ruhigeren Töne beherrschen die Doktoren wie „Vida“ oder die pathetische Liebesballade „Mi Sol“ zeigen. KNUT HENKEL
■ So, 14. 11., Logo, Grindelallee 5