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Dortmund schlägt KölnSiegtreffer in Nachspielzeit

In einer dramatischen Schlussphase verlor Köln sein Auftaktspiel der Rückrunde gegen Borussia Dortmund - und verpasste es damit, sich Richtung Tabellenmittelfeld abzusetzen.

Jubel beim 0:2: der Dortmunder Mats Hummels. Bild: dpa

KÖLN taz | Wer sich schon mal ein wenig mit der rheinischen Seele beschäftigt hat, der weiß, dass hier das Glas immer halb voll ist – selbst dann, wenn nur ein kleines Schlückchen drin ist. Und deshalb haben sie sich mit der desaströsen Ausbeute von zehn Toren in der gesamten Vorrunde auch gar nicht lange aufgehalten, sondern lieber die folgende Theorie aufgestellt: Die Abwehr habe jetzt schon Champions-League-Qualität, nun müssten nur noch die offensiven Qualitäten stimmen, dann werde den FC niemand mehr stoppen.

So viel zur kölschen Dialektik. Die Realität sieht anders aus: Grau wie ein Sonntagabend im Januar. Der FC verlor sein Auftaktspiel der Rückrunde gegen Borussia Dortmund vor 50.000 Zuschauern im ausverkauften Kölner Stadion mit 2:3 (0:2) und verpasste es damit, sich Richtung Tabellenmittelfeld abzusetzen. Dagegen gelang es dem BVB, sich endgültig in der Spitze zu etablieren. Der Abstand auf den Sechsten Werder Bremen ist auf komfortable fünf Punkte gewachsen.

Es war ein Spiel, das über weite Strecken eine äußerst bescheidenen Unterhaltungswert bot und dann in der Schlussphase eine Dramatik entwickelte, dass es den Besuchern über den Tag hinaus in Erinnerung bleiben wird. Bis zur 82. Minute führten die Gäste aus Westfalen scheinbar sicher mit 2:0, ließen sich dann den Vorsprung innerhalb kürzester Zeit aus der Hand nehmen, um dann noch einmal zuzuschlagen und die drei Punkte mit nach Hause zu nehmen.

Doch bis sich die Ereignisse überschlugen, benötigten die Zuschauer viel Geduld mit 22 Akteuren, die sich auf tiefem Geläuf unheimlich schwer taten. Wobei die Kölner in der ersten Halbzeit noch wesentlich mehr für das Spiel taten. Doch sie machten aus einem Chancenverhältnis von sieben zu zwei viel zu wenig und waren dazu auch noch indisponiert bei gegnerischen Standards: Ecke Sahin, Kopfball Hummels und dann auch noch Freistoß Sahin und Kopfball Hummels. Es stand 2:0 für die Dortmunder, die ihr Glück kaum fassen mochten. Sie verloren zwar nach 20 Minuten ihren Torhüter Roman Weidenfeller, der sich nach einem Zusammenprall mit Novakovic eine Fleischwunde am linken Knie zugezogen hatte, kontrollierten dennoch scheinbar mühelos das Geschehen.

Nichts lief bei den Gastgebern, bei denen Trainer Soldo nach einer Stunde den völlig indisponierten Podolski vom Platz holte. Der Nationalspieler schäumte vor Wut, schleuderte Handschuhe und Trainingsjacke von sich, um wort- und grußlos in den Katakomben zu verschwinden. Vielleicht hat er unter der Dusche gestanden, als der Kölner Showdown begann: Als sich alle mit dem Dortmunder Sieg abgefunden hatten, schlugen die Gastgeber zu: Mc Kenna (82.) und Mohamad (87.). Zwei Tore aus dem Nichts, das Spiel war gedreht, das Stadion bebte, Karneval wurde kurzerhand vorgezogen. Dortmunds Trainer Jürgen Klopp, der 90 Minuten reklamiert hatte, wurde auf die Tribüne geschickt, wo er miterlebte, wie seine Spieler eiskalt zurückschlugen: Kevin Großkreuz zog von 16 Metern ab, der Schuss wurde abgefälscht und landete im Netz. Unglaublich aber wahr: Ein Spiel, das als echter Langeweiler begonnen hatte, war innerhalb von zehn Minuten zum zweiten Mal gekippt.

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2 Kommentare

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  • WW
    Wilhelm Westerkamp

    Die Kölner haben wieder einmal zu Hause verloren und

    Podolski hat es am Rücken(Bandscheibenvorfall) und der Karneval steht vor der Türe. Das konnte doch für die Kölner Mannschaft nicht gut aus gehen. Vielleicht

    sind die in Köln, schon alle "Jeck", dann könnte man

    die Kölner Spieler nicht mehr Ernst nehmen. Wer die

    letzten Minuten der "Kölner Blamage" genießen mö-

    chte, der sollte die Homepage von "sportschau.de" aufrufen und Radio(WDR2)anklicken und kann sich dann, dieses "Drama" ,immer wieder anhören. Das Internet macht es möglich, was früher eben "unmög-

    lich" war. Die Zeiten haben sich nun mal verändert!

  • HW
    Hans Welder

    Wenn einem als Journalist gar nicht anderes mehr einfällt, dann schreibt man zu einem beliebigen Spiel des 1. FC Köln einfach einfach über die "rheinische Seele", den bevorstehenden/zurückliegenden Karneval und den Größenwahnsinn der Fans - der übrigens, wenn man die selbstironischen Sprüche mal weglässt, ausschließlich in der Presse existiert.