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Archiv-Artikel

Doppelt verwöhnt

NRW-Kulturminister Michael Vesper ließ sich nicht lumpen. Er erhöhte den Filmpreis des Landes und sicherte die Kurzfilmtage Oberhausen ab

VON PETER ORTMANN

Alles begann mit einer Generalrüge für dumme Fragestellungen der Presse bei Interviews durch den Festivalleiter Lars Henrik Gass. Dann durfte NRW-Kulturminister Michael Vesper (Grüne) bei der Preisvergabe der 50. Oberhausener Kurzfilmtage endlich glänzen. Stolz verkündete er erst in der Lichtburg, dass der Preis des Landes im Jubiläumsjahr vervierfacht würde. Dann löste er den Auftrag des Bundeskanzlers vom Eröffnungsfest im Gasometer ein. Gerhard Schröder hatte gefordert, das „Biotop Kurzfilmtage Oberhausen“ zu erhalten und zu pflegen. Vesper sicherte die finanzielle Förderung auch für die Zukunft zu.

Die 10.000 Euro Preisgeld von Vesper erhielt die britische Filmemacherin Andrea Arnold für ihren 23-Minuten-Film „Wasp“. Die aus Dartford stammende Regisseurin erzählt die Geschichte einer allein erziehenden Mutter, die wegen eines Dates mit ihrem Ex-Freund ihre vier Kinder vergisst. Arnold drehte den Film mit einer einfachen 35 mm Kamera, hervorragenden Darstellern und der Hilfe ihrer Mutter, bei der sie sich ausdrücklich bedankte.

Der Film gefiel auch der Ökomenischen Jury, die wegen der Thematik: Armut, Muttersein und Hoffnung auf ein besseres Leben, eine lobende Erwähnung aussprach. Geld gab es für die Britin aber noch von der Stadt Oberhausen. 3.500 Euro für den Hauptpreis, die sie in britische Pfund eintauscht. „Jetzt kann ich mir endlich eine digitale Kamera leisten“, freute sich die Filmemacherin von der Insel nach dem Preis-Abräumen.

Der renommierte Große Preis der Kurzfilmtage (7.500 Euro) wurde geteilt. „Od – El camino“, der Film des Kolumbianers Martin Mejía und „La Tresse de ma mère“ von der Französin Iris Sara Schiller wurden von der internationalen Jury dafür ausgewählt.

Ein technischer Patzer passierte bei der Preisvergabe auch. Noch in Anwesenheit des Ministers blieb „Habana Holiday“ des Amerikaners Chris Mahler im Projektor stecken, fraß sich förmlich in die Maschinerie. Der 5-Minuten-Trash-Film über Aids zeigt kubanische Schwule, die fröhlich gegen die wirtschaftliche Blockade der USA anmasturbieren. Der Streifen wanderte ganz ans Ende der Preisvergabe. Der Minister war da schon zum nächsten Date weitergeeilt.

Böse Zungen behaupten nun, dass der technische Defekt kein Zufall gewesen sei. Nichts sollte die Bestandsicherung des Festivals gefährden. Auch dass Rolf Rüdiger Hamacher von der Jury der Internationalen Filmkritik die Journalisten-Schelte des Festivalleiters mit einem Konsumtempel Centro-Vergleich zurückgewiesen hatte, war da längst schon wieder vergessen.