■ Radiodays: Donnerstag
Mit dem in diesem Fall treffend verharmlosenden Titel „Zehn kleine Negerlein“ verkleidet der RIAS eine Sendung zum alltäglichen Rassismus. Autor Rolf Cantzen entzieht in seiner brandwichtigen Arbeit allzu bequemen Zeitgenossen ihren defensiven Schutzwall. Denjenigen nämlich, die sich selbst gerne einreden, Rassismus sei auf den Ausländerhaß rechtsradikaler Jugendlicher in Ostdeutschland zu beschränken. Ab 18.35 Uhr werden neben kleinen, „harmlosen“ Diskriminierungsbeispielen auch verschiedene Erklärungsmodelle des Alltagsrassismus vorgestellt. Die Theorie stellt sich aus dem interdisziplinären Blickwinkel der Bereiche Psychologie, Philosophie, Sozial-, Politik- und Sprachwissenschaften zusammen.
Auch wenn ihm schon bald die gefürchtete „Verwöhnungsverwahrlosung“ droht, soll Heiner Goebbels hier nicht totgeschwiegen werden. Das Hörstück „Der Mann im Fahrstuhl. The Man in the Elevator“ nach dem Text seines Lieblingsautors Heiner Müller geht um 21.00 Uhr beim S2-Kultur auf Sendung. Die alptraumhafte „Himmel“-Fahrt eines Angestellten hinauf zu seinem Chef wird von einer vielstimmigen Jazz-Komposition begleitet. Dabei gelang es dem Potpourrie-Freund Goebbels, große Musiker für seinen Soundtrack zu gewinnen: Don Cherry, Fred Frith, Charles Hayward und viele mehr...
Holly Jane Rahlens spart nicht mit Nebensachen und Mikrodetails, wenn sie erst mal loslegt. Doch nie ist ein Quentchen zuviel an ihren herzerfrischend sarkastischen Erzählungen über den Wahnsinn des Alltags. Ihr neuer Wurf, „Kram und Krempel“ (SFB3, 22.00 Uhr), ist garantiert ein Treffer. GeHa
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