■ Donauausbau vom Tisch: Ökologisch schädlich und zu teuer: List der leeren Kassen
Leere Kassen haben auch ihr Gutes. Wenn der Staat nämlich vieles zu verteilen hat, dann geht auch viel für Blödsinn drauf. Wenn er – in der Person von Theo Waigel – den letzten Pfennig dreimal umdrehen muß, dann muß dieser Unsinn zwangsläufig begrenzt werden. Vor Jahr und Tag, als es um den Bau des umweltvernichtenden Rhein-Main-Donau-Kanals durchs bayerische Altmühltal ging, da stießen jene, die am ökonomischen Nutzen des Projekts zweifelten, noch auf Granit. Der Kanal – für den Ex-Umweltminister Volker Hauff (SPD) „das dümmste Projekt seit dem Turmbau zu Babel“ – wurde gegen alle wirtschaftlichen Prognosen gebaut und dient heute vielen hübschen Ausflugsbooten als Regattastrecke. Jetzt wäre in der Donau selbst die Anschlußstrecke fällig geworden. Verkehrsminister Matthias Wissmann und der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber etnschieden diesmal anders. Das 1,6 Milliarden Mark teure Projekt wird storniert.
Tatsächlich dürfte die Zerstörung des letzten frei fließenden Stücks des Stroms und damit einer einmaligen Flußauenlandschaft mit dieser Entscheidung endgültig vom Tisch sein. Die Kassen werden in vier Jahren nicht voller sein, und bis dahin ist die Donau so weit ausgebaggert, daß sich die großartigen Kanalisierungspläne erledigt haben. Daß die Donaukiller an wirtschaftlichen Zwängen gescheitert sind, ändert freilich nichts daran, daß dies ein großartiger Sieg der Umweltbewegung ist. Sie hat aus ihren Niederlagen gelernt: Nicht der bedrohte Eisvogel stand im Mittelpunkt ihrer Kritik, sondern die massenhafte Geldverschwendung. Das interessierte auch jene, denen eine Bundesgartenschau als Naturersatz ausreicht.
Hinzu kommt: Im Gegensatz zum Bau des Rhein- Main-Donau-Kanals, wo die Anwohner das Projekt noch massiv unterstützten, zogen Ökologen und Donau-Anrainer diesmal an einem Strang. Da waren keine der vielzitierten Berufsdemonstranten am Werk: Bauern und Fischer, Bürgermeister und Priester glaubten nicht länger an die vagen Versprechungen einer großartigen betonierten Zukunft, sondern sahen ihre Heimat versaut. So wirkten die Proteste gleich zweifach: Den Kanalbefürwortern gingen langsam die wirtschaftlichen Argumente aus, zum anderen sah die CSU in der Region ihre Wähler entschwinden. Letzteres mag dazu beigetragen haben, daß die Christsozialen nun schnell und schmerzlos der Donau ihre Freiheit geben. Klaus Hillenbrand
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