Kunstrundgang : Dominikus Müller schaut sich in den Galerien von Berlin um
Fotografie ist also immer noch das paradigmatische Medium in der Diskussion um die Frage nach dem Wahrheitsgehalt jener Bilder, die man sich von der Welt macht. Diesen Eindruck hatte ich zumindest, als mir ein Bekannter von der Ausstellung von Cieslik und Schenk in der Galerie Adamski erzählte. Das Künstlerpaar ist bekannt dafür, fotorealistische Bilder komplett am Computer zu konstruieren. Also hat alles, was auf ihren Arbeiten zu sehen ist, so nie existiert. Und doch spielen sie strategisch klug mit den vertrauten Konventionen des Fotografischen. Will heißen: Statt die unendlichen Möglichkeiten des Digitalen im Hinblick auf die fotorealistische Imitation auszuspielen und Szenarien zu entwerfen, die so eigentlich gar nicht existieren können, wählen sie ihre Motive meist so beiläufig und scheinbar zufällig aus, wie man es von „herkömmlicher Fotografie“ erwartet. Da muss ich unbedingt hin, um das noch mal zu überprüfen.
Gelandet bin ich allerdings bei Yeondoo Jung in der Galerie Gebr. Lehmann – und habe trotzdem das Gefühl, in der richtigen Ausstellung zu sein, nur von der anderen Seite her. Denn Jung kombiniert in seinen Fotografien gerade das scheinbar Unmögliche, stellt ein opulentes Bett mit Beistelltisch und zwei Congatrommeln (!?) an ein verschneites Flussufer oder eine Gartenstuhl-Gruppe auf einen winterlichen Platz in der Stadt. Dass das alles so unglaublich artifiziell und doch real aussieht, liegt daran, dass Jung diese Settings im Stile klassischer Filmkulissen zusammengestellt hat. Man kennt das ja: das rasend schnell fahrende Auto steht eigentlich still, statt dessen dreht sich die Fototapetenlandschaft dahinter. Am Ende ist das noch irritierender als erwartet: Denn zusätzlich zu all der Wahrheitsdiskussion ist das hier auch noch der Versuch, das Potential der Fotografie zum Fake mit einem Touch Nostalgie geschichtlich zu verorten.
Cieslik und Schenk, bis 21. Dezember, Di-Sa 12-18 Uhr, Galerie Adamski, Strausberger Platz 3
Yeondoo Jung, bis 20. Dezember, Di-Sa 1118 Uhr, Galerie Gebr. Lehmann, Lindenstraße 35