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Archiv-Artikel

Dominikus Müller schaut sich in den Galerien von Berlin um

Wer sich den Titel für seine Ausstellung bei David Cronenbergs Ultraklassiker des intelligenten Achtzigerjahre-Horrors leiht, wer seine Ausstellung also „Videodrome“ nennt, der hängt die Latte zweifellos hoch. Und der zeigt auch thematisch sofort an, wohin die Reise geht. Klar, hier stehen die großen Fragen im Raum, hier geht es um das Verhältnis von Medien und Menschen, um Kultur und Natur und natürlich um brutale Reproduktion. Lang lebe das neue Fleisch und so weiter. Natürlich aber geht es dieser Show, die Aaron Moulton in die entlegenen Räume des Friedrichshainer Autocenters hineinkuratiert hat, nicht darum, sich am dystopisch aufgeladenen Trash der Vergangenheit zu berauschen. Es geht vor allem darum, von Cronenbergs längst klassisch gewordener Reflexion nach dem heutigen Status quo zu fragen. Denn dass sich der Umgang mit Technologie im Allgemeinen und mit Medientechnologien im Besonderen radikal verändert hat, steht außer Frage. Im Konkreten fängt das nun also bei einem CNN-Cut-up-Video von Omer Fast an, in dem jedes Wort von einem anderen Moderator gesprochen wird. Und es endet auf der anderen Seite mit der unglaublich zynisch-sarkastischen Version einer Karaokekabine von Christian Jankowski. Dazwischen tut sich ein weites Feld auf, in dem sich Verweise auf ausrangierte Medientechniken wie Joep van Lieflands Videokassetten- und Störbilddrucke ebenso finden wie Schlüsselwerke der jüngeren Netart – Cory Arcangels „Clouds“ von 2004 etwa, eine poppig bunte Landschaftsmalerei, die auf einer gehackten Version des Konsolenklassikers „Super Mario“ basiert. Am Ende leistet diese Ausstellung vor allem eins: Sie verschiebt die leidige Medienfrage, die in der Kunst zumeist innerhalb festgefügter Binnenparameter geführt wird, endlich mal wieder auf ein gesellschaftliches Niveau.

■ „Videodrome“, Gruppenausstellung kuratiert von Aaron Moulton, Autocenter, bis 18. Juni. Do.–Sa. 16–18 Uhr, Eldenaer Str. 37