: Dominikus Müller schaut sich in den Galerien von Berlin um
Es ist so eine Sache mit Andreas Gursky. Eigentlich will man seine Kunst nicht gut finden. Ganz einfach, weil diese riesenhaften Fototableaus am Ende oft nichts anderes als protziges Überbietungsdesign für die weltweiten Wohnzimmer der oberen Zehntausend sind, „Oligarchen-Kunst“ eben, wie ein befreundeter Kunstkritiker es neulich ausdrückte. Und doch kann man Gurskys Werk – anders etwa als das stumpf-doofe Symbolismusgedöns eines Neo Rauch – nicht einfach so abtun. Zu faszinierend ist es, gerade in seinem Größenwahn, zu smart und abgeklärt, „böse“ eben im funkelnd-verführenden Sinne. Wer dachte, dass nach bombastischen Luftaufnahmen und majestätischen Aufsichten nichts mehr kommen kann, der wird bei Sprüth/Magers eines Besseren belehrt. Denn der Fotograf Gursky hat die Kamera beiseite gelegt und auf Grundlage hochauflösender Satellitenfotos seine Version von Google Earth geschaffen. Er hat Landmasse verschoben, Kontinente gestaucht und Küstenlinien modelliert – und so am Ende Porträts der Ozeane geschaffen. Das ist in seiner Weltengestalter-Hybris natürlich total unsympathisch, aber eben doch so zwingend umgesetzt, medial auf der Höhe der gerade spannenden Fragen und beinahe ironisch sich selbst überbietend, dass man nicht anders kann, als ihm dafür Respekt zu zollen.
Wer dagegen etwas anderes, eben etwas Tolles und wahnsinnig Sympathisches sehen möchte, der sollte trotzdem besser in die Galerie Meyer Riegger gehen und sich dort die Ausstellung von Korpys/Löffler angucken. Hier geht es auch um Medienbilder, der künstlerische Hebel wird aber ziemlich genau an der anderen Seite angesetzt: Nicht Überwältigung, sondern Entschleunigung des Blicks bestimmt die Agenda. Hier machen Polizisten in voller Kampfmontur Tai-Chi-Übungen im Wald. Nicht gelogen, ehrlich.
■ Andreas Gursky, bis 19. Juni, Di–Sa, 11–18 Uhr, Sprüth/Magers, Oranienburger Str. 18 ■ Korpys/Löffler: „Strahlungen“, bis 5. Juni, Di–Sa, 11–18 Uhr, Meyer Riegger, Friedrichstr. 235