Dokumentation: Engagement, nicht Pose
■ Gegen Selbstüberschätzung. Aus der Grundsatzerklärung des Internationalen Parlaments der Schriftsteller
„Die Initiative des Internationalen Schriftstellerparlaments beruht auf einer kritischen Revision der Vorstellung, die sich die Intellektuellen von ihrer Rolle in der Geschichte machten und immer noch machen. Zum einen die unbezweifelbare Neigung, sich zu überschätzen, der Illusion einer Allmacht des Geistes zu verfallen, zum anderen nicht weniger häufig die Tendenz sich zu unterschätzen und der Politik kampflos das Feld zu überlassen.
Die größte Bedrohung für die Unabhängigkeit der Schriftsteller geht heute von der Mediatisierung der Wirklichkeit aus, von einer Kulturindustrie, die ihre Sichtweise der Welt, ihre Problemstellungen und ihren Aktualitätswahn durchsetzt. (...)
Das Engagement wird als Pose inszeniert, als moralisierende Entrüstung der empfindsamen europäischen Seele mit ihren schemenhaften und meist rückwärts gewandten Schuldgefühlen (Kolonialismus, Holocaust etc.).
Um die Isolierung von Schriftstellern, Künstlern, Wissenschaftlern zu durchbrechen, setzt das Internationale Parlament der Schriftsteller neue Mittel ein, etwa:
– ein internationales Netzwerk, in dem Informationen üer wichtige politische, wirtschaftliche und kulturelle Probleme gesammelt und weitergeleitet werden, so daß eine eigenständige Presseagentur entsteht;
– die Herstellung von Arbeitsbedingungen für Schriftsteller und Spezialisten, die sich mit solchen Fragestellungen beschäftigen, die aus der Medienwirklichkeit ausgeschlossen bleiben (zum Beispiel Kritik am politischen oder wirtschaftlichen Mißbrauch der Wissenschaft, Analyse von weltpolitischen Krisensituationen);
– die Förderung von Übersetzung und Publikation verfolgter Autoren oder von Texten aus Kulturen, die vom Verschwinden bedroht sind (...).“
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