■ Dokumentation: Protokoll der Gründungsversammlung des Deutschen Frauenbundes (21. Juli 1945)
„Die Einladungen waren ganz unsystematisch ergangen, „je nachdem, wer in den letzten Wochen meinen Weg gekreuzt hat“, erklärte Dr. von Zahn-Harnack in der Begrüßungsansprache. Sie wolle keine Rückschau halten. Jeder der Anwesenden wisse, was wir gelitten und was wir verschuldet hätten. Das Wort 1945 in dem Namen der vorgeschlagenen Neugründung sei schon Programm und Zielsetzung.
[...] Dr. v. Zahn-Harnack begründet den Satzungsentwurf, der nur vier Paragraphen umfaßt, damit, daß er absichtlich knapp gehalten sei. „Wir sind der großen Worte überdrüssig geworden.“ Die Neugründung habe den Charakter eines Behelfsheims. „Wir bewegen uns vollkommen auf dem Boden des Vorläufigen.“
Es entspinnt sich eine lebhafte Diskussion über die Worte „antifaschistisch“ und „antimilitaristisch“, die ein Teil der Diskussionsrednerinnen, um das Positive voranzustellen, in 4 einfügen, ein anderer als „nur negativ“ überhaupt streichen will. [...] Dr. Käthe Gaebel wirft die Frage auf, ob es nicht genüge, die PG* auszuschließen. Wenn man dies auch mit den ehemaligen Mitgliedern der Frauenschaft tue, würde man sich zahlreicher wertvoller Kräfte von vornherein berauben, die nur Muß-Mitglieder gewesen und oft nur um der Erhaltung eines Werkes willen in diese eingetreten seien. Dr. v. Z.-H. erinnert in der Debatte daran, daß man zwar als Jude, aber nicht als PG geboren werde. Ein klarer Trennungsstrich müsse gezogen werden. Dieser Ansicht schließen sich die Mehrzahl der Rednerinnen an, so daß der Entwurf mit 27:3 Stimmen angenommen wird: Mitglied kann jede deutsche Frau werden, die das 21. Lebensjahr vollendet und nicht der NSDAP oder der NS-Frauenschaft angehört hat.
Nunmehr wird zu einer Abstimmung geschritten, ob die Gründung des Frauenbundes erfolgen solle oder nicht: sie wird einstimmig von den Anwesenden beschlossen. [...] Bis zum 15. Januar 1946 soll eine Versammlung einberufen werden, die den endgültigen Vorstand wählt und die Satzungen beschließt. [...]
Das vollständige Protokoll der Gründungsversammlung des Deutschen Frauenbundes ist im Landesarchiv Berlin unter den Archivalien des Berliner Frauenbundes, BFB, Nr.10 zu finden.
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