■ Dokumentation: Keine Zweideutigkeiten, keine Kompromisse, liebe Mitbrüder!
Im Januar 1998 bat der Papst die Deutsche Bischofskonferenz, in der Schwangerenberatung keine Bescheinigung mehr auszustellen, die zur Abtreibung berechtigt. Daraufhin schlug die Bischofskonferenz im Februar 1999 unter anderem die Erweiterung der Bescheinigung zu einem sogenannten Beratungs- und Hilfeplan vor. Eine solche Bescheinigung könnte allerdings immer noch als Nachweis der Beratung für eine Abtreibung dienen.
Wir dokumentieren Auszüge aus der Antwort des Papstes an die Bischofskonferenz, die von der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ veröffentlicht wurde:
Entscheidend für die Wertung des Vorschlags ist die Frage, ob der am Ende stehende Text weiterhin die Verwendung des Scheins als Zugang zur Abtreibung gestattet. Wäre dies der Fall, so stünde er im Widerspruch zu meinem eingangs erwähnten Schreiben und zur gemeinsamen Erklärung des ständigen Rates Eurer Bischofskonferenz vom 26. Januar 1998, meiner Bitte Folge zu leisten und in Zukunft nicht mehr einen „Schein solcher Art“ ausstellen zu lassen. (...)
Damit die rechtliche und moralische Qualität dieses Dokuments unzweideutig wird, ersuche ich Euch, im Text selbst klarzustellen, daß der Schein, der die kirchliche Beratung bestätigt und Anrecht auf die zugesagten Hilfen gibt, nicht zur Durchführung straffreier Abtreibungen gemäß StGB § 218a (1) verwendet werden kann.
Dieses soll dadurch erfolgen, daß in der brieflichen Bescheinigung, die den Frauen im Rahmen des „Beratungs- und Hilfeplans“ ausgehändigt wird (...), nur das Ziel der Beratung und Hilfe erwähnt und am Ende der Satz hinzugefügt wird: „Diese Bescheinigung kann nicht zur Durchführung straffreier Abtreibungen verwendet werden.“
(...) Der unbedingte Einsatz für jedes ungeborene Leben, dem sich die Kirche von Anfang an verpflichtet weiß, läßt keine Zweideutigkeiten oder Kompromisse zu. Hier muß die Kirche immer und überall mit ein und derselben Stimme sprechen.
(...) Zugleich bitte ich Euch, um der Würde des Lebens und der Klarheit des kirchlichen Zeugnisses willen meine Entscheidung in der Frage einmütig anzunehmen und innerhalb dieses Jahres in die Praxis umzusetzen. (...) Ich vertraue darauf, daß die katholischen Gläubigen (...) keine Mühe scheuen, „daß in unserer Zeit, die allzu viele Zeichen des Todes aufweist, endlich eine neue Kultur des Lebens als Frucht der Kultur der Wahrheit und der Liebe entstehen möge“ (Evangelium vitae, Nr. 77).
Ich empfehle Euch und alle Gläubigen, die Eurer Hirtensorge anvertraut sind, Maria, der Mutter des Herrn, und erteile Euch von Herzen meinen apostolischen Segen.
Aus dem Vatikan, am 3. Juni 1999, dem Hochfest des Leibes und Blutes Christi.
Johannes Paulus II.
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