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Doktorandin wirft Professor Missbrauch vorVergewaltigung oder Rufmord?

Eine Doktorandin behauptet, ihr Doktorvater habe sie vergewaltigt. Doch die Staatsanwaltschaft findet keine Beweise. Jetzt kehrt der Professor an die Uni zurück.

Die Studierenden an der Uni Bielefeld sind beunruhigt, dass Professor N. wieder lehren soll. Bild: dpa

"Studenten informieren" steht auf dem Aushang. Angemessener wäre "Wanted". Denn was folgt, ist eine kaum verhohlene Anklage. "Bestrafter Professor kommt zurück an die Uni", heißt es da. Der Mann werde des mehrfachen "sexuellen Missbrauchs" (fettgedruckt) bezichtigt. Daneben sein Konterfei und der Klarname. Es folgen der Hinweis auf seine Website und schließlich der Aufruf "Boykottiert seine Veranstaltungen!"

2.000 dieser Flyer haben Unbekannte im März an der Universität Bielefeld verteilt. Zu Beginn des Sommersemesters . In dieser Woche kehrt der Professor auf dem Aushang wieder an die Universität zurück. Fast zwei Jahre wurde er hier nicht gesehen, nachdem er im Juli 2009 vom Dienst suspendiert worden war. Die Studierenden sind beunruhigt. Beim Allgemeinen Studierendenausschuss (Asta) hätten schon Leute angeklopft, berichtet Jan Seelhorst vom Sozialreferat. Was man denn dagegen tun könne, dass Professor N. wieder lehre.

Die Wahrheit ist: nichts. Professor N. ist, anders als auf dem Flyer dargestellt, niemals wegen sexuellen Missbrauchs angeklagt oder bestraft worden. Die Anklage wurde fallen gelassen. Allein seine ehemalige Doktorandin, das angebliche Opfer, hält den Vorwurf aufrecht.

Doch wer Opfer ist und wer Täter, ist strittig unter Kollegen und Studierenden. Ist es der Professor, der sich einer Verleumdungskampagne ausgesetzt sieht und vor ahnungslosen Studierenden als Vergewaltiger hingestellt wird? Oder die Doktorandin, die nun wieder täglich dem Mann begegnen muss, der sie vergewaltigt und erniedrigt haben soll?

Der Fall ist nur auf den ersten Blick klar: Vor fast zwei Jahren, im April 2009, meldet sich die Doktorandin T. kurzfristig beim Rektorat. Sie sei verzweifelt und am Ende, ihr Doktorvater würde sie seit Monaten zum Sex zwingen. Die Universität nimmt die Vorwürfe ernst. Sie leitet ein Disziplinarverfahren ein und entzieht dem Mann die Betreuung der Doktorarbeit.

Ab da wird es kompliziert. Der Professor zeigt die Doktorandin wegen Verleumdung und Vortäuschung einer Straftat an. Sie nimmt sich ihrerseits einen Anwalt, die Universität schaltet die Staatsanwaltschaft ein. Doch die Ermittlungen fördern nichts zutage, was eine Anklage rechtfertigt. Die Staatsanwaltschaft stellt im Juni 2009 erst das Verfahren gegen Frau T. wegen Verleumdung ein. Im Oktober wird auch die Anklage gegen Professor N. wegen Vergewaltigung fallen gelassen. Eine Beschwerde der Doktorandin weist die Generalstaatsanwaltschaft ab.

Im Jahr darauf, im April 2010, erhebt die Universität noch einmal Disziplinarklage gegen den Professor. Das zuständige Verwaltungsgericht in Münster prüft, ob Professor N. seine Stellung als Vorgesetzter ausgenutzt und Frau T. zum Sex gezwungen hat. Das Gericht meint: Nein. "Die Beziehung [ist] offenbar durchgehend durch Frau T. aktiv gefördert worden." So heißt es im Urteil. Wegen der Verquickung dienstlicher und privater Belange muss der Professor lediglich 6.000 Euro Geldbuße bezahlen.

Für die Universität Bielefeld ist der Fall damit erledigt. "Der Mann wird wieder lehren. Er wurde von zwei Instanzen freigesprochen, alles andere spielt für die Hochschule keine Rolle", erklärt Universitätssprecher Ingo Lohuis auf Anfrage.

Aber Frau T. gibt nicht auf. Ihr Anwalt Torsten Giesecke klagt im Namen seiner Mandantin dagegen, dass die Ermittlungen eingestellt wurden. Für dieses Klageerzwingungsverfahren hat sich Frau T. von einer forensischen Psychologin befragen lassen. Auf der Basis ihres Gutachtens muss das Oberlandesgericht nun entscheiden, ob es Frau T. glaubt und den Fall wieder aufnimmt. Doch die Chancen dafür stehen schlecht. Im nichtöffentlichen Gutachten heißt es an einer Stelle: Frau T. habe eine mutmaßliche narzisstische Neigung zu Inszenierungen.

Handelt es sich also nur um den Rachefeldzug einer liebeskranken Frau? So stellt es der Professor dar. Auf Anfrage erklärt er: "Es wäre für mich ein Leichtes, Frau T. mit einer Veröffentlichung der Flut von Liebeserklärungen, erotischen Fotos und Geschenken, mit denen sie mich überhäuft hat, bloßzustellen. Ich verzichte aber darauf. Diese Dinge sind in den staatsanwaltschaftlichen Akten, und da sollen sie auch vorerst bleiben." Frau T. sei zurückgewiesen worden und betreibe seit zwei Jahren Verleumdungskampagne gegen ihn. Ein Kollege des Beschuldigten bestätigt diese Sicht.

Unstrittig ist: Professor N. und die Doktorandin T. hatten von Februar 2007 bis Dezember 2008 eine Beziehung. Das Verwaltungsgericht geht davon aus, dass es sich um eine "auch sexuelle Beziehung" in gegenseitigem Einvernehmen handelte.

Doktorandin T. widerspricht. Anwalt Giesecke meint: "Das Verhältnis war freundschaftlich, aber es gab eine Grenze: Sex." Und ebendiese hätte der Professor in mindestens sieben Fällen übertreten. Der Gutachterin schildert Frau T. wie der Professor sie gegen ihren Willen in einem Tagungshotel aufs Bett gezogen habe: "Und ich hielt meine Hand davor und sagte, ich will das nicht. Lass es, ich will das nicht. Dann hab ich mich halt zugehalten."

In der bundesweiten polizeilichen Kriminalstatistik sind 7.314 Fälle sexueller Vergewaltigung und Nötigung im Jahre 2009 erfasst. Das sind die Fälle, die angezeigt wurden. Die Zeitschrift Emma veröffentlichte im Herbst 2010 Recherchen, wonach nur 8 Prozent der vergewaltigten Frauen zur Polizei gingen. Drei Viertel der Verfahren würden mangels Beweisen eingestellt.

"Die Situation bei Sexualdelikten ist unbefriedigend", meint auch Helmut Rüster von der ehrenamtliche Opferberatung Der Weiße Ring. Die meisten Fälle fänden im persönlichen Umfeld statt, und Zeugen für die Tat gebe es in den wenigsten Fällen. "Wenn es dann keine eindeutigen Indizien gibt, die für Gewaltanwendung sprechen, gilt: Im Zweifel für den Angeklagten."

Es gebe keine gesicherten Beweise, dass es sich so abgespielt hat, wie Frau T. es schildert, räumt ihr Anwalt ein. Keine Kratzspuren, kein Sperma, keine zerrissene Kleidung. Aussage steht gegen Aussage.

Die Bielefelder Frauen-Union hat sich in einem offenen Brief hinter Frau T. gestellt. Sie sei auf sie zugekommen und habe sehr verzweifelt gewirkt, berichtet die Vorstandsvorsitzende Anne Meuer-Willuweit. "Das, was sie sagte, klang für mich glaubhaft." Meuer-Willuweit hat sechs Jahre am Landgericht als ehrenamtliche Richterin gearbeitet. "Ich weiß, dass die meisten Opfer die Wahrheit sagen. Nur ein Bruchteil lügt."

Doch es bleiben Ungereimtheiten. Warum hat Frau T., eine verheiratete Frau, die Beziehung nicht einfach beendet, nachdem der Professor sie das erste Mal zum Sex genötigt hatte? "Sie war abhängig von ihm und hatte Angst", sagt ihr Anwalt. Der Professor habe ihr gedroht, wenn sie auspacke, dann sitze sie bald bei Lidl an der Kasse.

Die Strukturen an den Universitäten sind hierarchisch, das Verhältnis zum Doktorvater archaisch. Diese sind Betreuer, oft auch Arbeitgeber und vor allem Prüfer in einer Person. "Wenn du in der Wissenschaft etwas erreichen willst, gibt es meist nur eine Person, die dir eine Fahrkarte ausstellen kann", meint eine, die jahrelang im Hochschulsystem gearbeitet hat. "Und dafür sind viele bereit, einen hohen Preis zu zahlen."

Sie selbst habe lange genug beobachtet, wie junge Frauen sich als Doktorandinnen bei älteren Professoren andienten, wie sie fünf Jahre bei ihnen promovierten und anschließend mit glänzender Abschlussnote die Uni verließen. Das sei nicht weit von der Prostitution entfernt.

Auch Frau T. zog offenbar Nutzen aus der Beziehung zu ihrem Doktorvater. Als seine Angestellte war sie gleichzeitig dafür verantwortlich, Prüfungen vorzubereiten. In den Akten des Verwaltungsgerichts heißt es, sie habe zudem ihrem Ehemann Prüfungsunterlagen und -lösungen für den Eignungstest zum Studium an der Fakultät besorgt. Ein Nebenschauplatz, winkt Anwalt Giesecke ab. Den Vorwurf hätte es gegeben, ja, aber der Mann habe den Test noch einmal geschrieben und bestanden. Das Gutachten über die Glaubwürdigkeit von Frau T. ficht er im Auftrag seiner Mandantin an.

Trotz solcher Schönheitsfehler glauben Teile der Uni-Belegschaft weiterhin der Version von Frau T. Hinzu kommt, dass Professor N. als lüstern und promiskuitiv gilt. "Wenn er in der Mensa auftauchte, war oft eine wesentlich jüngere Frau in seiner Begleitung, immer eine andere. Die haben so rumgemacht, wir haben gedacht, oh, was werden wir gleich zu sehen bekommen", berichtet eine Mitarbeiterin.

In seinem Urteil rekurriert auch das Verwaltungsgericht darauf: "Der Beklagte hat offenbar zumindest bei Teilen der Studentenschaft den Ruf, ein Verhältnis zu ihm gefallenden Studentinnen zu suchen […], sodass sich die Gleichstellungskommission genötigt sah, dies im Rektorat zu thematisieren." Sprecher Lohuis bestätigt, das Rektorat habe vor drei Jahren einmal einen längeren Brief an Professor N. geschrieben und ihn aufgefordert sein Verhalten zu ändern. Doch darin sei es nicht um den Vorwurf sexueller Nötigung gegangen. Über den tatsächlichen Inhalt könne er aus rechtlichen Gründen aber auch nichts sagen. Und: Kein weiteres Opfer habe sich bisher gemeldet oder Anklage gegen den Professor erhoben.

Frau T. ist entschlossen, ihre Anklage bis zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte durchzufechten.

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20 Kommentare

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  • R
    rattusrattus

    "Sie selbst habe lange genug beobachtet,

    wie junge Frauen sich als Doktorandinnen

    bei älteren Professoren andienten,

    wie sie fünf Jahre bei ihnen promovierten und anschließend

    mit glänzender Abschlussnote die Uni verließen.

    Das sei nicht weit von der Prostitution entfernt."

     

    Die Vorstellung, es könnte junge hübsche Doktorandinnen geben,

    die einfach eine gute wissenschaftliche Arbeit abgeben und dafür die verdiente Note erhalten, ist natürlich zu weit hergeholt...

  • J
    Jengre

    Wie auch immer der Fall strafrechtlich eingeschätz wird: Jede mögliche Deutung der gesicherten und auch vom Herrn Professor eingeräumten Fakten läßt nur den Schluß zu, daß er keine Doktorandinnen betreuen und prüfen sollte. Selbst wenn die Frau nur seine einvernehmliche Geliebte war, ist er kein unbefangener Prüfer.

  • F
    falscherFilm?

    @Hella

     

    bitte nochmals lesen:

     

    "Unstrittig ist: Professor N. und die Doktorandin T. hatten von Februar 2007 bis Dezember 2008 eine Beziehung. Das Verwaltungsgericht geht davon aus, dass es sich um eine "auch sexuelle Beziehung" in gegenseitigem Einvernehmen handelte.

     

    Doktorandin T. widerspricht. Anwalt Giesecke meint: "Das Verhältnis war freundschaftlich, aber es gab eine Grenze: Sex." Und ebendiese hätte der Professor in mindestens sieben Fällen übertreten."

     

    ziemlich widersprüchliches bild, dass die doktorandin abgibt, oder?

     

    im übrigen stellt sich hier die frage, ob es keine alternative zum "mit dem prof schlafen" gibt, wenn die promotion davon abhängt. ich würde sagen: die gibt es. frau suche sich eine doktormutter. oder sie geht zur frauenbeaufgtragten der uni - oder sie schmeisst hin. damit wäre die karriere beschnitten, die EXISTENZ kostet das sicher NICHT!!! ist persönliche integrität nicht wichtiger als falsche kompromisse einzugehen, die buchstäblich unter die gürtellinie zielen?

     

    bei weitem nicht jede ist übrigens zu allem bereit. sich nach oben zu schlafen hier als normalfall darzustellen ist weder der sache angemessen noch wird es den frauen, die den sprung auf die uni-karriereleiter schaffen gerecht.

     

    zu deiner frage: vielleicht hat die frau ja den prof gesucht. vom gegenteil ist noch nix bekannt. und meiner meinung nach spricht auch nichts gegen eine intime beziehung, wenn sich beide einig sind. sie sind schließlich erwachsen. neben sexuellen interessen soll es ja tatsächlich sowas merkwürdiges wie die liebe geben. und gegen die ist bekanntlich kein kraut gewachsen.

     

    jedenfalls kenne ich ein paar aus einer solchen anfangskonstellation. sie haben es immerhin zwei jahrzehnte miteinander ausgehalten ...

  • H
    Hella

    @falscherFilm?: Vergewaltigung ist selbst in der Ehe strafbar, die Art der Beziehung ist dabei nicht entscheidend.

     

    Ich kann 100x Sex mit jemandem haben und an einem bestimmten Tag möchte ich es nicht. Wendet der Mann dann Gewalt an und zwingt mich zum Sex, ist es Vergewaltigung.

     

    Ich bin mir ziemlich sicher, dass es sehr viele abhängige Frauen gibt, die möglicherweise nicht freiwillig mit ihrem Professor schlafen, aber es tun, weil sie Angst haben, ihre Existenz zu verlieren. Das ist trotzdem schlimm und kommt der Vergewaltigung sehr nahe.

     

    Eine Frage: warum sucht sich der Professor nicht einfach unabhänigige Frauen, die mit ihm Sex haben? Es ist doch klar, dass eine Doktorarbeit plus damit verbundenes Arbeitsverhältnis ein Konfliktpotential bietet. Er hat jungen Menschen gegenüber auch eine Verantwortung und darf seine Macht nicht ausnutzen.

  • P
    pvst

    "Sie selbst habe lange genug beobachtet, wie junge Frauen sich als Doktorandinnen bei älteren Professoren andienten, wie sie fünf Jahre bei ihnen promovierten und anschließend mit glänzender Abschlussnote die Uni verließen. Das sei nicht weit von der Prostitution entfernt."

     

    Wie diskriminierend, als Mann kommt man meist nicht zu solchen Möglichkeiten der "Karrieregestaltung".

    Eine Bekannte nennt das "Schlitzbonus".

     

    Ich fordere für die Geschlechtergerechtigkeit mehr schwule Professoren;)

  • F
    falscherFilm?

    2. versuch

     

    wenn die klägerin den prof nachweislich mit einer "Flut von Liebeserklärungen, erotischen Fotos und Geschenken(...) überhäuft hat", kann ich mir beim besten willen nicht vorstellen, dass sie nicht mit ihm in die kiste wollte.

  • Q
    qed

    'Interpretator' hat einen überaus wichtigen Tip gegeben: Im 'Campus' ist das ganze Elend der vom Zeitgeist korrumpierten und verluderten deutschen Universitäten haarklein beschrieben.

    Kein Stück anders läuft es im Rest der durchfaulten, feministisierten Republik: im 'Fall Kachelmann' demonstriert die Justiz gerade, wie tief man sinken kann.

    http://ratlos-im-netz.forumieren.com/t388p940-fall-kachelmann-faktum-oder-in-der-elsen-falle-teil-19#36154

     

    Wenn man hier nur über das 'archaische System' daherlabert, beweist man nur, daß man nicht das Geringste begriffen hat.

    Die 'Dekonstruktion' von Ethik, Sinn und Verstand in einem linksfeministisch durchideologisierten Land ist es, die es Psychopathen wie dieser Dame erst ermöglicht, ihre Narreteien publikumswirksam und ohne Rücksicht auf Verluste aufzuführen.

  • G
    grafinger

    Oh ja, es ist wieder die Zeit der Dummschwätzer und der "ich weis auch was" Trolle.

    Da gab es doch schon einmal ein Theaterstück zu diesem Thema.

    Ich bin ja so froh, diesen "akademischen" Kindergarten gleich nach dem Diplom verlassen zu haben. Und ich war nicht einmal in der Abteilung der verhaltensauffälligen Geisteswissenschaftler.

  • H
    hartmuk

    Man sollte ehrlicherweise hinzufuegen, dass solche Probleme nicht nur in Deutschland auftreten, sondern auch in Laendern mit einer anderen Betreuungsstruktur. Hier in Oslo hat es z.B. voriges Jahr einen ziemlichen Skandal an der Uni gegeben. Und auch in den USA und UK soll es vorkommen.

  • C
    Christian

    Klar, als Doktorand ist man von seinem Prof verdammt abhängig, und manche übertreiben damit. Aber es ist ja nicht so, dass man den Doktorvater ex cathedra vorgesetzt bekommt, sondern man sucht sich ihn aus. Und wenn ich beim ersten, zweiten und dritten Gespräch merke, dass mich etwas an ihm nervt, dann nehme ich einfach Abstand und suche mir einen anderen, an einer anderen Uni, in einer anderen Stadt. Was habe ich davon, wenn mein Doktorvater ein brillianter Wissenschaftler ist, wenn ich gleichzeitig für die nächsten fünf Jahre nichts als Stress habe?

  • G
    Gast

    Was der Kachelmannfall der Öffentlichkeit bekannter macht, geschieht tagtäglich in Deutschland.

    Als Student schämt man sich, dass soetwas wie der AStA solche ideologischen Aktionen mit den eigenen Studiengebüren finanziert.

  • SB
    Siegfried Bosch

    Worauf basiert Frau Meuer-Willuweits Einschätzung: "Ich weiß, dass die meisten Opfer die Wahrheit sagen. Nur ein Bruchteil lügt."? Und ich meine wirklich belastbare Beweise; jemand, der im Vorfeld schon eine derartige Meinung hatte, kann nämlich als Richter(in) einfach die Meinung der angeblichen Opfer als besonders "glaubwürdig" gewichten, dann die Männer (ich nehme an, Frau Meuer-Willeweit meinte nur weibliche Opfer von Männern bei ihrer Aussage) verurteilen und sich am Ende in der vorgefestigten Meinung bestätigt sehen. Das ist damit natürlich nicht gemeint.

    Übrigens schon interessant, dass Frau Meuer-Willuweit sogar Lügnerinnen (ich nehme nicht an, dass sie männliche Opfer im Blick hatte) als "Opfer" bezeichnet.

  • K
    Kathi

    Der Fall in Bielefeld ist ja schon sehr lange bekannt.

     

    http://www.nw-news.de/owl/3238885_Sex-Affaere_Professor_soll_doch_vor_Gericht.html

     

    http://www.nw-news.de/owl/?em_cnt=3070021&em_loc=279

     

    Sowohl die Justiz selbst wie auch viele Außenstehende kennen das universitäre Abhängigkeitsverhältnis nicht und können in solchen Fällen nicht nachvollziehen, dass ein Aufmucken seitens Doktorandinnen oder Studentinnen fast nicht möglich ist.

  • ZF
    zukünftige Frau Dr.

    "Sie selbst habe lange genug beobachtet, wie junge Frauen sich als Doktorandinnen bei älteren Professoren andienten, wie sie fünf Jahre bei ihnen promovierten und anschließend mit glänzender Abschlussnote die Uni verließen. Das sei nicht weit von der Prostitution entfernt."

    Preisfrage: Wieviel Professoren sind 'älter'? Wieviele Doktorandinneb sind 'junge Frauen'? Hmm... Lasst uns doch mal überlegen... Jeder der schreibt, dass diese Frauen nicht weit von der Prostitution entfernt sind, sollte sich nicht wundern, wenn er selber eine Anzeige wegen Verleumdung bekommt. Und zwar von vielen 'jungen' Doktorandinnen und ihren engagierten Doktorvätern!

     

    Klar ist das hierarchische Abhänheigkeitsverhältnis ein echtes Problem, aber dieser Artikel halt auch!

  • H
    hartmuk

    "Sie selbst habe lange genug beobachtet, wie junge Frauen sich als Doktorandinnen bei älteren Professoren andienten, wie sie fünf Jahre bei ihnen promovierten und anschließend mit glänzender Abschlussnote die Uni verließen. Das sei nicht weit von der Prostitution entfernt."

     

    Kann es sein, dass da die Phantasie mit der fabuloesen 'Quelle' durchgegangen ist? Man kann sich richtig vorstellen, wie die 'Quelle' hinter der Gardine steht und beobachtet, wie sich wieder eine junge Frau zum aelteren Professor schleicht. Fuenf Jahre lang 'promovieren' die beiden (ist das sowas wie Bunga-Bunga?), und dann verlaesst die Frau den Ort des Geschehens mit einer glaenzenden Abschlussnote. Zustaende sind das heutzutage, haette es frueher in unserer Jugend nicht gegeben ... tztztz ....

     

    Und was will Frau Lehmann uns damit sagen? Junge Frauen sollen nicht promovieren? Und schon gar nicht mit einer glaenzenden Note abschliessen? Was ist daran Prostitution?

  • I
    Interpretator

    Dieter Schwanitz: Der Campus. Sollte man lesen.

     

    Das eigentliche Problem ist nicht dieser Fall, sondern in der Tat die Strukturen an der Universität. Erst wenn die Doktoranden sich nicht mehr einer einzigen Person ausliefern müssen, wird so etwas endgültig Geschichte werden.

  • H
    hartmuk

    Zitat aus dem Artikel:

    "Die Strukturen an den Universitäten sind hierarchisch, das Verhältnis zum Doktorvater archaisch. Diese sind Betreuer, oft auch Arbeitgeber und vor allem Prüfer in einer Person. "Wenn du in der Wissenschaft etwas erreichen willst, gibt es meist nur eine Person, die dir eine Fahrkarte ausstellen kann", meint eine, die jahrelang im Hochschulsystem gearbeitet hat. "Und dafür sind viele bereit, einen hohen Preis zu zahlen." "

     

    Diese Behauptung liest man zwar immer wieder, sie wird dadurch aber nicht wahrer. Auch ein Doktorvater hat nur eine beschraenkte Macht, und wenn es solche Probleme wie die hier geschilderten gibt, kann und sollte man die Betreuung wechseln.

     

    Die Quelle hoert sich ja richtig konspirativ an:"eine, die jahrelang im Hochschulsystem gearbeitet hat"? Wie aus einem alten Spionageroman von John LeCarre - 'Mike, wir werden den Maulwurf finden'.

     

    Ist eine deutsche Uni sowas wie eine Geheimorganisation, wo nur ganz verdeckt unter Lebensgefahr des Informanten supergeheime Informationen herausgeschmuggelt werden? Fragt "einer, der es wissen muss". Habe naemlich, wie viele tausend andere auch, in dieser hochgeheimen Untergrundorganisation namens Hochschule gearbeitet.

  • R
    reorient

    Es wundert mich eher, dass ein solcher Fall erst jetzt zu Tage tritt. Das Abhaengigkeitsverhaeltnis von Doktorand(inn!)en von ihren Doktorvaetern ist fast absolut, und einige Doktorvaeter scheinen dies regelrecht zu geniessen - auf die ein oder andere Weise. Es gibt in Deutschland auch kaum Vorschriften, die Pflichten und Rechte beider Seiten festlegen, wie dies in manch anderen Laendern der Fall ist. Meist uebt sich der Doktorand somit in vorauseilendem Gehorsam und nimmt von all dem Abstand, was auch nur eventuell zu Konflikten fuehren koennte. Da ich diese Art von Selbstzensur nicht akzeptieren konnte bzw. wollte, musste ich selbst erleben, dass einem im Konfliktfall weder Kollegen, noch Personalrat, Frauenbeauftragte, Mobbingberatungsstellen oder auch der eigene Hausarzt zur Seite stehen. Im Zweifelsfall glaubt man eben der Autoritaet und den auf der Rangskala Hoeherstehenden, der oder die Leidtragende wird sozial abgewertet und um ihre beruflichen Zukunftschancen gebracht.

  • KD
    Kein Doktor

    Preisfrage:

    was ist der ehrenhaftere Weg zum Doktortitel: System Guttenberg oder Begleitservice für ältere Professoren?

    Wenn mich jemand Dr. nennt, den werd ich wegen Beleidigung verklagen...

  • HI
    Hilflos in Seattle

    Vielleicht kann Alice Schwarzer den Fall aufklären?