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Doch kein GeneralbundesanwaltSchmalzls Wut-Mail

Johannes Schmalzl (FDP) wird nicht Generalbundesanwalt. Eine unbeherrschte Mail an seinen wichtigsten Kritiker zwang ihn zum Rückzug. Wir dokumentieren die Wut-Mail.

Regierungspräsident Johannes Schmalzl (FDP) bei der Einweihung einer Straße bei Süßen Ost in der Nähe von Göppingen. Bild: imago/Hofer

BERLIN taz | Der Stuttgarter Regierungspräsident Johannes Schmalzl (FDP) war Kandidat der Bundesregierung für das Amt des Generalbundesanwalts. Heute hätte der Bundesrat seiner Ernennung zustimmen müssen. Es war nicht sicher, ob er eine Mehrheit bekommt.

Die SPD-regierten Länder hatten Kritik an Schmalzls juristischer Qualifikation geäußert. Sie beriefen sich dabei auch auf ein Schreiben des Brandenburger Generalstaatsanwalts Erardo Rautenberg, in dem Schmalzl vorgeworfen wurde, dass er in seinem Leben nur drei Monate als Staatsanwalt gearbeitet habe. Jeder wissenschaftliche Mitarbeiter an der Bundesanwaltschaft sei da besser qualifiziert. Darüber berichteten am Wochenende unter anderem der Spiegel und die taz.

Am Montag antwortete Schmalzl mit einer empörten Mail an Rautenberg, die aber erst am Donnerstag durch einen Bericht des Darmstädter Echos in Auszügen bekannt wurde. Schmalzl lässt darin jede Besonnenheit vermissen. Eine Mehrheit war im Bundesrat nun nicht mehr möglich. Schmalzl zog seine Kandidatur deshalb zurück. Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) muss nun einen neuen Kandidaten suchen.

Wie dokumentieren hier Schmalzls Wut-Mail an den Brandenburger Generalstaatsanwalt Erardo Rautenberg im Wortlaut:

Herr Generalstaatsanwalt,

auf diesem Wege möchte ich Ihnen auch gerne unter Bezugnahme auf die distanzierenden Schreiben Ihrer Kollegen an Sie meine tiefe Enttäuschung über Ihr niederträchtiges Schreiben, das in Wahrheit an den Spiegel gerichtet war, zum Ausdruck bringen. Nach meiner Einschätzung fehlt Ihnen jegliche charakterliche Eignung sogar zum Führen einer Kleinstbehörde. Warum haben Sie mich nicht vorher angerufen, bevor Sie so einen Mist schreiben?

Johannes Schmalzl

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14 Kommentare

 / 
  • O
    OLe

    typisch taz: da wird gesagt es wird "dokumentiert" und dann folgt ein bereinigter text - vgl. den spiegel-artikel, nachdem bereits die anrede tippfehler enthält und eine unterschrift fehlt

  • N
    Nik

    Wut-Mail

     

    Die Bildzeitungs-Terminologie ist zum kotzen.

  • A
    atypixx

    @ vic

     

    Welche Kandidaten kennst du denn und wer davon ist nach deiner anscheinend umfangreichen Sachkenntnis gut geeignet?

  • M
    Marieken

    Notiere: Über Wutanfall e-mails immer noch eine Nacht schlafen.

  • V
    vic

    Ein Generalbundesanwalt ohne Praxiserfahrung, der sich nicht beherrschen kann. Ich denke da gibt es besser geeignete Kandidaten.

  • A
    anonymus13

    verwirrtes haha, denn: wen verdammt nochmal interessiert das? warum seine nase auch noch in den scheisshaufen stecken,der bereits aus betraechtlicher entfernung einen brechreiz auslöst. der einzige effekt: wer im mist gräbt,fällt selbst hinein. und kritik wird zur nörgelei: och männo, die scheisse stinkt ja. och nee. mensch - aber nicht den kopf hängen lassen, dafür ists schön warm bei euch.

  • D
    drui

    Wegen sowas stellt sich die SPD quer? Und wo soll da eine Beleidigung sein? Der gute Mann schreibt schließlich nicht einfach "blödes A****l***", sondern bringt höflich aber bestimmt seine tiefe Enttäuschung zum Ausdruck und beklagt zurecht die mangelnde Kommunikationsbereitschaft sowie das verbesserungswürdige Führungsverhalten des Gegenübers. Wenn er kein FDP-Heini wäre, wäre er einem vielleicht sogar symphatisch. Besser als die verhärmte Harms wäre er allemal.

  • Y
    yberg

    hinterhältig is das vorgehen von rautenberg allemal,wenn er gleich an den "spiegel" rantritt,und ein leiser,unmutiger is rautenberg gott sei dank ooch nich,wie ich mir in sachen bodenreform bgh urteil,haftanstalt brandenburg und sonstiger brandenburger nichtigkeiten erinnere.

     

    andrerseits steht die durchstecherei in sachen schießkugelschreiber nun in nem andern licht..

     

    ich hab schon immer gesagt,wer ein wahlamt anstrebt,muß ne vollklatsche hamn.kriegt er doch vorher mit,wie die politstellen ausgekungelt werden.

     

    sich da wie schmalzl auf fairness zu berufen is naiv,blauäugig und weltfremd und spuren zu hinterlassen für einen staatsanwalt ,wie man sieht,karriereschädlich.

     

    der mann is noch als regierungspräsi in amt und würden und trägt den marschallstab weiterhin im tornister.

     

    ich denke es is auch der fdp schwäche geschuldet,daß jedem,der auf dem fdp ticket reist, im moment die vorfahrt genommen wird,nur fliegen is schöner...

  • SS
    stefan scherrer

    man könnte nun schreiben:

    herr schmalz...Warum haben Sie nicht vorher nachgedacht, bevor Sie so einen Mist schreiben?

  • KS
    kleiner Spinner

    Endlich mal einer, für den die kalt lächelnde Intrige nicht der Normalzustand ist. Das finde ich sympathisch, auch wenn's in der Arbeitswelt mittlerweile verpönt ist.

  • FR
    Frank Rademacher

    Johannes Schmalzl hat Recht, bravo!

     

    Dieser Staatsanwalt, der hintrucks mobbing betreibt gehört aus meiner Sicht in den Knast.

     

     

    Vielmehr was dieser Fall zum Vorschein bringt ist doch, wie die Spezelwirtschaft in der Politik bei der Auswahl von Generalbundesanwälten tickt. Pfuiii Pfuiii.

    Im Übrigen findet diese schmutzige Postenschieberei auch bei den Bundesverfassungsrichteren statt. Stichwort Peter Müller (CSU). Nicht das ich was gegen Peter Müller einzuwenden hätte, ich war sogar mit dem mehrfach auf dem Oktoberfest, aber schmutzig ist unsere Politik und Justiz nicht weniger als die Italienische, trotzdem.

  • GH
    Guido Hartmann

    Was ist an der mail denn jetzt großartig auszusetzen?

    Verständliche Empörung, na und?

     

    Ich frage mich eher, wie es kommt, dass jemand mit gerade mal drei Monaten Berufserfahrung überhaupt für ein solches Amt nominiert wird.

  • J
    Jens

    Ok, der Ton macht die Musik, aber er hat doch recht. Rautenbergs Kritik war unsachlich und offensichtlich rein parteipolitisch motiviert. Bei diesem ganzen Heckmeck zeigt sich eigentlich einmal mehr, dass es bei der Vergabe auch von Posten innerhalb der angeblich unabhängigen Justiz immer nur um den Versuch der Einflussnahme durch die Parteien geht, auch auf Kosten der Kompetenz. Trauriges Schauspiel.

  • KM
    Karl Max

    Damit der Leser beurteilen kann, welcher der beiden Herren sich unangemessen verhalten hat, sollte die taz auch das Schreiben von Erardo Rautenberg hier anzeigen.