: Distomo bei Delphi
Am 10. Juni 1944 geschah eine der schrecklichsten Greueltaten des gesamten Krieges. Eine Einheit der Waffen-SS fuhr, nachdem sie vergeblich eine Partisanengruppe verfolgt hatte, in das Dorf Distomo. Dort begannen sie, die Dorfbewohner systematisch abzuschlachten. Hunderte von Menschen wurden in ihren Häusern ermordet, Frauen vergewaltigt. Das ganze Dorf wurde geplündert und angezündet. Eine Rotkreuzmission, die zwei Tage später aus Athen eintraf, sah entlang der Straße nach Distomo noch die Leichen an den Bäumen hängen.
SS-Hauptsturmführer Lautenbach gab bei einer kriegsgerichtlichen Befragung an, der Partisanenangriff auf seine Truppe hätte nicht ohne Wissen der Dorfbevölkerung erfolgen können. Seine Maßnahmen seien nötig gewesen, um „weitere Verluste“ der SS zu verhindern. Vor dem Nürnberger Kriegsverbrechertribunal stellte der vernehmende Wehrmachtsrichter in einer Zeugenaussage klar: Ein Bericht der Geheimen Feldpolizei habe ergeben, daß „es sich nicht um eine Kampfmaßnahme handelte ..., sondern um ein grundloses Niedermetzeln ... Es wurde auch nicht festgestellt, ob die Einwohner des Dorfes Partisanen waren oder mit ihnen in Verbindung standen ... Es handelte sich also um völkerrechtswidrige Maßnahmen.
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