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Dissoziierende Bravourös-Klänge

■ “Ensemble Recherche“ in Bremen

Zu seinem 188.Konzert hatte der DACAPO-Verein das „Ensemble Recherche“ eingeladen.

Das von ehemaligen Freiburger Musikstudenten gegründete neunköpfige Ensemble konnte sich mit Interpretationen der Musik unseres Jahrhunderts in nur sechs Jahren einen beachtlichen Ruf erwerben.

Engagiert profund

In kleiner Besetzung stellte es am vergangenen Sonntag im Bürgerhaus Weserterrassen Streichtrios von B.A.Zimmermann, Hespos, Webern und Krenek vor. Die vier zwischen 1927 und '82 entstandenen Werke boten einen Querschnitt von Entwicklungen und Tendenzen in zeitgenössischer deutscher Musik.

Die MusikerInnen (Melise Mellinger, Barbara Maurer, Lucas Fels, Daniel Mehltreter) spielten insgesamt sehr engagiert und mit profundem Verständnis. Der Gesamtklang war jedoch nicht immer ausgewogen, weil das musikalische Einfühlungsvermögen hörbar unterschiedlich gewichtet war. Begeistern konnte das Ensemble jedoch allemal. Einzig die Aufführung des Webern-Trios fiel etwas ab — hier hätte man sich eine etwas farbigere und intensivere Interpretation vorstellen können.

Höhepunkt des Abends war die Performance von „prestunnissimo“ für Bratsche, Cello und Kontrabaß von Hespos. Darin werden durch eine Vielzahl ungewöhnlicher Klangeffekte Spannungen und Kontraste erzeugt, die oft verblüffend, manchmal sogar brutal sind — etwa, wenn die Musiker ihre Instrumente einige Minuten lang laut anschreien und beschimpfen.

Das Ensemble löste seine schwere Aufgabe mit einer Bravour, die den anwesenden Komponisten zu einem spontanen „Toll!“ hinriß. Das leider mehr als spärliche Publikum dankte mit begeistertem Applaus für ein hochinteressantes Konzert, das mit der Zugabe des Variationensatzes aus dem Trio Max Regers (rück-)besinnlich ausklang.

Gunnar Cohrs

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