■ Dissidenten fordern mehr Freilassungen: Menschenrechtler Wei wird in USA behandelt
Detroit/Peking (dpa/rtr/AP/ AFP) – Der Gesundheitszustand des nach 18jähriger Haft freigelassenen chinesischen Dissidenten Wei Jingsheng ist den Ärzten zufolge gut und stabil. Nachdem er im Henry-Ford-Krankenhaus wegen seines Bluthochdrucks medizinisch versorgt worden ist, sollte er noch gestern nach New York weiterreisen. Wei war am Sonntag „wegen seiner Krankheit zur medizinischen Behandlung auf Bewährung“ entlassen worden, wie die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua gemeldet hatte. Nach den Erkenntnissen des US-Außenministeriums muß Wei damit rechnen, nicht als freier Mann nach China zurückkehren zu können.
Wei gilt als Begründer der chinesischen Demokratiebewegung. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch in New York betonte aber, die Haftentlassung könne nicht als Zeichen einer grundlegenden Änderung der chinesischen Politik interpretiert werden. Der Zeitpunkt von Weis Freilassung entspreche der chinesischen „Geiselpolitik“. Wenn aus politischen Gründen Zugeständnisse notwendig seien, „dann lassen sie jemanden frei, den sie gar nicht erst hätten festnehmen dürfen.“ Die US-Regierung hatte die Freilassung begrüßt. Wei war der wichtigste Menschenrechtler, um dessen Befreiung sich Washington beim Besuch von Chinas Staatspräsident Jiang Zemin bemüht hatte.
Nach Weis Ausreise haben führende Oppositionelle in China weitere Freilassungen gefordert. Der Menschenrechtler Qin Yongmin schrieb in einem offenen Brief an Jiang, die Entlassung Weis sei ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Verbesserung der Menschenrechtslage, aber noch lange nicht genug.
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