piwik no script img

Diskriminierung in BerlinBank hat nichts für Rollis übrig

Eine Rollstuhl-Fahrerin beschwert sich über fehlende Rampe bei Filiale der Deutschen Bank. Die erklärt, eine solche sei nicht erlaubt worden. Doch das ist falsch.

Vielerorts gibt es inzwischen barrierefreie Zugänge. Aber gerade bei Banken hapert's Foto: dpa

Wenn das mal kein Schuss ins Knie war. Seit die Filiale der Deutschen Bank am Neuköllner Hermannplatz aufwändig renoviert wurde, gibt es dort keine mobile Rampe für RollstuhlfahrerInnen mehr. Auf mehrfache Beschwerden von KundInnen reagierte die Bank zunächst nicht, um dann zu erklären: Man habe ja einen barrierefreien Zugang bauen wollen, aber „dieser wurde leider aufgrund Vorgaben des Denkmalschutzes nicht bewilligt“.

Doch das stimmt so nicht. Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) stellt in einem Brief klar: Die Bank habe bei der zuständigen Unteren Denkmalschutzbehörde gar keinen Antrag gestellt. „Frechheit“ nennt die Bezirksbeauftragte für Menschen mit Behinderung, Katharina Smaldino, die offenkundige Lüge.

Im März hatte sich eine 78-jährige Rollstuhlfahrerin bei Franziska Müller von der Selbsthilfe Berlin gemeldet. Müller macht dort die Antidiskriminierungsberatung. Laut der Rolli-Fahrerin wurde die Rampe, die bislang auf Verlangen von Kunden immer schnell aufgebaut worden sei, mit der Renovierung abgeschafft, erzählt Müller. „Sowohl sie als auch ihre Nachbarin, ebenfalls Kundin der Bank, haben Beschwerdebriefe an den Filialleiter geschrieben.“ Diese seien aber zunächst nicht beantwortet worden.

Auch die Behindertenbeauftragte Smaldino sagt, bei ihr hätten sich viele BürgerInnen über die fehlende Rampe beschwert. Sie habe versucht, mit dem Filialleiter zu sprechen, doch der sei nie zu erreichen gewesen.

Bank will alles getan haben

Protest am Dienstag

Protest von Selbsthilfe, Behindertenbeauftragter sowie der Initiative „Barrierefreie Nachbarschaft“: Dienstag, 15 Uhr, vor der Bankfiliale Ecke Hermannstraße, Karl-Marx-Straße.

Laut Franziska Müller habe die Bank erst reagiert, als sie einen Brief an das „Beschwerdemanagement“ der Bank in Frankfurt geschrieben habe. Müller forderte darin, die Barrierefreiheit wieder herzustellen, und eine Entschuldigung bei den Betroffenen.

Die Antwort der Bank an Müller liegt der taz in Kopie vor. Darin heißt es: Man habe bereits 2011 einen barrierefreien Zugang beantragt (bei wem schreibt die Bank nicht). Doch der sei nicht bewilligt worden. Zudem habe man 2016 beantragt, außen an der Fassade einen Bankautomaten anzubringen. „Auch dieser Antrag wurde leider aus denkmalfachlicher Sicht abgelehnt“, so die Bank.

Nur nebenbei merkt Müller an, dass ein Bankautomat auf der Straße keine Lösung sei. Auch mobilitätseingeschränkte Menschen hätten ein Recht auf Erledigung ihrer Bankgeschäfte in geschützten und geschlossenen Räumen. Weil diese aber vielerorts dennoch nicht barrierefrei zugänglich seien, holten sich viele Rollstuhlfahrer ihr Geld am Straßen-Automat „und werden entsprechend oft ausgeraubt“. Auch die hier betroffene 78-jährige Rollstuhl-Fahrerin sei nach eigenen Angaben zwei Mal überfallen worden.

Bürgermeisterin schaltet sich ein

Davon abgesehen sind die Auskünfte der Bank wohl unwahr. Eine der beiden Kundinnen zog bei Denkmalamt und Bezirksbürgermeisterin Erkundigungen ein – und siehe da: „Die barrierefreie Zugänglichkeit hat die Bank nicht beantragt“, schrieb ihr Bürgermeisterin Giffey am 18. Mai. Entsprechend sei der Bank amtlicherseits auch nichts versagt worden.

Auch dieser Brief liegt der taz vor. Zudem, so Giffey, habe der Leiter des Stadtplanungsamtes mitgeteilt, „dass die Denkmalpflege die Belange mobilitätseingeschränkter Personenkreise bei ihren Entscheidungen selbstverständlich berücksichtigt und in diesem Fall der Errichtung einer Rampe natürlich zugestimmt hätte.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!