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Discounter vertragen sich nichtLidl steigt bei Basic wieder aus

Bio-Supermarktkette verzichtet unter Druck von Kunden und Lieferanten auf Beteiligung des umstrittenen Discounters. Langsameres Wachstum erwartet.

Heißes Eisen für einen normalen Discounter. Bild: dpa

MÜNCHEN taz Es wird ein ungewöhnlicher Preisträger sein, der Montag Abend im Berliner Maritim-Hotel gekürt wird. Die Bio-Supermarktkette Basic wird Branchenkennern zufolge den "Deutschen Handelspreis" verliehen bekommen - und passt dieser Tage doch so gar nicht in das Konzept von Expansion und ständig wachsendem Handel.

Denn am Freitag beendete Basic seine Zusammenarbeit mit der Schwarz-Gruppe, dem Eigner der Lidl-Märkte. Schon vor einer Woche hatte sich die nicht börsennotierte Aktiengesellschaft Basic von ihrem Finanzvorstand Johann Priemeier getrennt, der im Sommer den höchst umstrittenen Einstieg der Schwarz-Gruppe eingefädelt hatte. Einschließlich einer Wandelanleihe erhielt die Schwarz-Gruppe 23 Prozent Anteil an der zweitgrößten deutschen Bio-Supermarktkette - mit Aussicht auf die Mehrheit. Das Argument hieß: Nur mit diesem Handelsriesen könne Basic schnell expandieren. 25 bis 50 Filialen wollte Basic künftig pro Jahr aufmachen.

Doch die hochtrabenden Geschäftspläne wurden ohne die Kunden gemacht, wie Gründer und Teilhaber Georg Schweisfurth gegenüber der taz berichtete. "Die Kunden haben uns klargemacht, dass es nicht nur um gute Lebensmittel und vernünftige Einkaufsatmosphäre geht, sondern auch um Werte und Fairness - etwa mit Lieferanten und Bauern." Die Zahlen im dritten Quartal seien deutlich eingebrochen und hätten gezeigt, dass es im Biobereich nur mit natürlichem Wachstum geht. "Es funktioniert nicht, wenn man die Expansion überdreht", fasst Schweisfurth die Erkenntnis des Basic-Managements zusammen. Künftig will die Kette nur fünf bis zehn neue Filialen im Jahr eröffnen. Gemeinsam mit dem Mitgründer und Kritiker Richard Müller habe er in der letzten Zeit die entsprechenden Diskussionen im Haus begleitet, die letztlich aber von Geschäftsführer Josef Spanrunft und dem vierköpfigen Aufsichtsrat getroffen worden seien.

Der Rückgang bei den Verkaufszahlen muss Basic in der Tat wehgetan haben. Ungewöhnlich offen für Aktiengesellschaften war auch die offizielle Pressemitteilung zum Thema, die am Freitagabend verschickt worden war und deren Wortwahl auf eine gewisse Verzweiflung schließen lässt. "Wir sind stolz auf unsere Kunden", heißt es darin - schließlich hätte deren Kritik deutlich gemacht, dass "ein moderates, nicht auf Verdrängung ausgelegtes Wachstum und Kooperation wiederum wichtige Größen im Leitbild" sein werden.

Man konnte Spanrunft, seit Priemeiers Ausstieg am Montag alleiniger Basic-Chef, am Sonntag anhören, welche Diskussionen über den richtigen Unternehmensweg und die richtige Finanzierung geführt worden waren. Müde, aber auch erleichtert sagte er der taz: "Lidl geht komplett raus." Mehr wolle er nicht erklären. "Sonst kommen wir wieder in die Spirale rein."

Basic-Anteilseigener Schweisfurth kann freier sprechen. Für ihn ist die Entscheidung "ein Sieg für die gesamte Branche". Er sei froh, "dass unsere Idee nicht für Machtinteressen geopfert worden ist". In den kommenden Wochen müsse sich jetzt herausstellen, ob die aufgeregte Branche - von den Bauern, die teilweise die Zulieferung verweigert hatten, bis zu den boykottierenden Kunden - wieder ins Gleichgewicht komme.

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