■ Diplomatie: Kosovo-Truppe? Nato zögert
Brüssel/Wien (dpa/rtr/taz) – Der Nato-Rat hat gestern in Brüssel eine Truppenentsendung an die Grenze zwischen Albanien und der serbischen Provinz Kosovo abgelehnt. Militärische Maßnahmen seien verfrüht, sagte Generalsekretär Javier Solana. Die albanische Regierung hatte eine Nato-Truppenstationierung an der Grenze vorgeschlagen und dies mit möglichen Flüchtlingsströmen von Kosovo-Albanern begründet. Statt dessen versprach die Nato, im Falle eines Flüchtlingsstroms aus dem Kosovo Richtung Albanien zivile Nothilfe zu leisten. Außerdem wird Nato-Generalsekretär Javier Solana heute nach Albanien reisen.
Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) beschloß gestern in Wien, weitere Beobachter an die Grenzen des Kosovo zu Albanien und Makedonien zu entsenden. Die Krise im Kosovo sei keine interne Angelegenheit Jugoslawiens, so die OSZE.
Im UNO-Sicherheitsrat war eine Erklärung zur Lage im Kosovo am Vorabend am Widerstand Chinas gescheitert. Es handle sich um innere Angelegenheiten Jugoslawiens, sagte der Sprecher der chinesischen Delegation. Der britische UN-Botschafter John Weston zeigte sich enttäuscht. Mit einer Ausnahme hätten alle Mitglieder des Gremiums erkannt, daß es sich bei dem Konflikt nicht um ein örtliches Problem handele, sagte er.
Auf internationalen Druck hin bot die Regierung in Belgrad den Albanern des Kosovo einen Dialog an. Die serbische Innenministerin Radmila Milentijević verlangte als Vorbedingung, daß die Albaner ihre Forderung nach Unabhängigkeit aufgeben. Die Führung der Kosovo-Albaner unter Ibrahim Rugova sagte dazu, Unabhängigkeit sei die beste Lösung. Der US- Sondergesandte Richard Gelbard forderte in Kosovos Provinzhauptstadt Priština beide Seiten zum Gewaltverzicht auf. Unabhängigkeit sei nicht die Antwort, sagte er.
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