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Dioxin im Fluß?

■ Hochwasser in Münchehagen

Im Zusammenhang mit der stillgelegten Giftmülldeponie Münchehagen (Kreis Nienburg) hat das Bürgerbüro Münchehagen der Bezirksregierung Hannover schwere Versäumnisse vorgeworfen. Die Behörde ignoriere, daß dioxinverseuchtes Wasser in das Flüßchen Ils abfließe, teilte die Bürgerinitiative am Donnerstag in Hannover mit. Durch das Hochwasser vor einigen Tagen gelangte das Wasser der Ils nach Angaben der Umweltschützer in Petershagen bei Minden auf Äcker, Wiesen und sogar bis in die Hausgärten von Anwohnern. Dadurch seien Menschen gefährdet. Kindern müsse das Spielen verboten werden.

Niedersachsens Umweltministerin Monika Griefahn (SPD) wandte sich gegen eine übertriebene Furcht vor Umweltschäden. Dioxine seien schwer wasserlöslich. Das jetzt abfließende Regenwasser komme nicht in Berührung mit den Schichten in der Deponie, die stark verseucht seien. Aus dem abfließenden Wasser sollten aber Proben entnommen und auf mögliche Schadstoffe hin untersucht werden. Die Bezirksregierung teilte mit, der Vorgang werde geprüft.

Ein Sprecher der Bürgerinitiative wies außerdem auf die Studie des Wasserverbandes Weserniederung (Petershagen) hin. Im Schlamm der Ils seien in einer Entfernung von über zehn Kilometern von Münchehagen 30mal höhere Dioxinwerte gemessen worden als oberhalb der Deponie. Aufgrund der Hochwassersituation sei zudem Deponiewasser an einem Dioxinfilter vorbei und damit ungefiltert in einen Graben gelangt, der in die Ils mündet.

Die Bezirksregierung Hannover wies die Vorwürfe des Bürgerbüros, es bestünden „eindeutige Straftatbestände“, zurück. Die Störungen durch den Ausfall einer Pumpe und eines Kompressors seien umgehend von Mitarbeitern der Deponie behoben worden.

Als wegen der Niederschläge zum Jahreswechsel das Wasserauffangbecken in die Ils überzulaufen drohte und eine zweite Leitung in einen daneben liegenden Teich gelegt wurde, sei darauf geachtet worden, daß kein Dioxin mitgerissen wurde. Der Vorschlag des Bürgerbüros, Kindern in von der Ils überfluteten Bereichen das Spielen zu verbieten, „grenzt an Panikmache“, meinte die Bezirksregierung.

dpa

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