Diese Woche wird wichtig für … : Albert Frère
Der belgische Milliardär Albert Frère ist die zentrale Figur auf der Bilanz-Pressekonferenz von Bertelsmann am Mittwoch: Er will sein Aktienpaket an die Börse bringen
Bei der Präsentation der Bertelsmann-Bilanz an diesem Mittwoch wird es jede Mengen unangenehmer Fragen geben, und sie werden vor allem ihm gelten: Albert Frère, eben 80 geworden, belgischer Finanzmagnat mit Beteiligungen vom Zementriesen Lafarge bis zum Champagner-Haus Taittinger. Ihm gehören seit 2000 nämlich auch 25,1 Prozent der Anteile an Deutschlands größtem Medienkonzern (RTL-Sender, Geo, Brigitte, Stern, Buchverlagsgruppe Random House, Buchclubs). Der wird am Mittwoch zwar vor allem dank seiner RTL-Sendergruppe wieder gute Zahlen verkünden. Doch Bertelsmanns Sorgen liegen im Moment woanders: Frère hat, eigentlich ein Unding im als „lupenreines Familienunternehmen“ (FAZ) konzipierten Medienhaus, das Recht, sein Anteilspaket an die Börse zu bringen.
Bertelsmann ist zwar eine AG, aber bislang nicht börsennotiert und gehört de facto der Gründerfamilie Mohn. Firmenpatriarch Reinhard und seine Frau Liz, die heute für die Familie an der Schaltstelle des Konzerns sitzt, haben aus ihrer Abneigung gegen jegliche Börsenpläne nie einen Hehl gemacht. Doch darum muss sich Frère nicht scheren. Tut er auch nicht: Im Januar ging der Mann, der seine ersten Milliarden in der Stahl- und Ölbranche verdient hat, ohne Absprache mit Bertelsmann an die Öffentlichkeit. Die Börsenplatzierung des Frère-Pakets soll Frühjahr 2007 erfolgen.
Wirklich dagegen tun kann Bertelsmann – nichts. Denn nach bisherigem Stand der Dinge hat Liz Mohn einen Rückkauf der Aktien von Frère strikt ausgeschlossen. Dabei wäre der Preis nicht das wahre Problem. Rund 4 Milliarden Euro kann der Belgier, der für Verdienste ums Vaterland 1994 zum Baron geadelt wurde, nach Branchenschätzungen verlangen. Auch für den mit Abstand größten deutschen Medienkonzern nicht eben aus der Portokasse zu bezahlen – aber über Kredite locker machbar. Doch Kredite mögen die Mohns schon gar nicht. Banken bei Bertelsmann? – Undenkbar! Vorstandschef Gunter Thielen wird sich etwas einfallen lassen müssen. Denn auch ein Verkauf einzelner Unternehmensteile, angeblich gerade eben mal wieder durchgespielt, gilt als bei den Mohns nicht durchsetzbar.
Bleibt also doch nur der Börsengang. Gegen den hat außer den Mohns übrigens kaum jemand was. Angeblich hofft so mancher Bertelsmann-Vorstand sogar inständig darauf, um so eine Art rationales Korrektiv neben den manchmal irritierenden Vorgaben von Liz Mohn zu schaffen. STEFFEN GRIMBERG