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Archiv-Artikel

Neue Filme Diese Woche neu im Kino

BLUTIGE ERDBEEREN: FT FriedrichshainJUNTA: Eiszeit, Filmbühne am Steinplatz, Hackesche Höfe

Blutige Erdbeeren

USA 1969, Regie: Stuart Hagman. Mit Kim Darby. 109 Min.

Eine bizarre Trouvaille, dieses Werk von 1969. Ein ebenso süßer wie farbloser kleiner Junge und die erste Liebe, zwischen Campus-Politik und einem reaktionären Ruderclub. Der Film erzählt von den kalifornischen Studentenunruhen. Man kann aber „Blutige Erdbeeren“ auch ganz anders ansehen. Man kann den vom Kampf um den Park vor der Uni Berkeley abgeschauten Konflikt als bloßen Anlass sehen, um mit größeren Geldern ein bisschen neues Kino auszuprobieren. Regisseur Hagman ging es um flippige Stadtromantik, experimentelle Großstadtfotografie und „filmisches“ Erzählen. Sein Blick ist unpolitisch, aber die vielen halb garen Einfälle stehen von heute aus betrachtet prächtig sinnlos in der Gegend herum. Ein beliebiger Bilderbogen aus lauter brillanten, aber solitären Shots.

Junta

Argentinien 1999, Regie: Marco Bechis. 98 Min.

„Junta“, bereits vor vier Jahren gedreht, ist den 30.000 Menschen gewidmet, die man seit dem Ende der argentinischen Militärdiktatur als „Desaparecidos“ bezeichnet, als „Verschwundene“. Es ist ein Film über die Folter. Regisseur Marco Bechis vermeidet alles, was bei diesem schwersten aller Themen ins Verderben führt. Gäbe es ein Wort für das Gezeigte, wäre es „lakonisch“ oder „nüchtern“. Man hört keine Schreie. Wir sehen nur, was vor und nach der eigentlichen Folter passiert. Dazwischen inszeniert Bechis eine beeindruckende Geräuschkulisse aus leckgeschlagenen Wasserleitungen, Pingpong spielenden Angestellten und dem Radiogedudel, mit dem sie ihre Taten übertönen. So schafft eine kluge Regie in dem Film Momente der Klarheit.