Neue Filme : Diese Woche neu im Kino
Der Manchurian Kandidat
USA 2004. Regie: Jonathan Demme. 129 Min.
Jonathan Demmes Remake von John Frankenheimers „Manchurian Candidate“ von 1962 remodelliert das erzählerische Material, passt es an gegenwärtige Verhältnisse an und zähmt die exzessive Bildsprache Frankenheimers, um den Film dafür mit der nüchternen Plausibilität eines Politthrillers auszustatten. Golfkriegsveteran Ben Marco (Denzel Washington) ahnt eine Verschwörung um seinen ehemaligen Kriegskumpel Raymond Shaw (Liev Schreiber), der sich gerade als moralischer Konsenskandidat der Demokraten bewirbt. „The Manchurian Global“ heißt der Investmentfonds, der mit Shaw einen Vizepräsidenten an die Macht bringen will, der nur Firmeninteressen vertritt. Erweitert wird dieses Komplott noch um ein diffuses Gefühl der Bedrohung, das unverkennbar ein Post-9/11-Syndrom ist. Es ist die andere Seite einer Kontrollgesellschaft, in der alles verdächtig ist und jeder überwacht werden muss. Dass „Der Manchurian Kandidat“ am Parteitag der Demokraten seine Premiere erlebte, entbehrt so nachträglich nicht der Ironie: Ein Kandidat wie John Kerry hätte in dieser pessimistischen Fabel keine Chance gehabt.
Just a Kiss
GB 2003, Regie: Ken Loach. 103 Min.
Ken Loachs neues Melodram lässt die Vorgestrigkeit seiner Figuren kollidieren. Die Liebe zwischen dem pakistanischen Einwanderersohn Casim und der irischen Musiklehrerin Roisin gerät unter den Druck der Verhältnisse – Romeo und Julia in Glasgow. Die Stärke des Films und seiner Darsteller ist, dass sie es schaffen, einem am Reißbrett entworfenen Problem Leben einzuhauchen. Seine Schwäche bleibt, dass das abstrakte Problem als Vorgabe dem lebendig Erzählten jedes Eigenleben verweigert.