NEU IM KINO : Diese Woche frisch
Tödliche Entscheidung
USA 2007. Regie: Sidney Lumet. 117 Min.
Das große Vergnügen an Sidney Lumets 70. Regiearbeit besteht darin, sich von der Machart des Films fesseln zu lassen, um nach und nach, Zug um Zug dem eigentlichen Inhalt auf die Spur zu kommen. Am Anfang steht ein Überfall, der auf fatale Weise schiefgeht, am Ende eine Tat, so unerbittlich wie ein Urteilsspruch der Götter. Verbunden werden diese beiden Ereignisse durch eine Kette von Handlungen, die beim Versuch, das Schlimmste abzuwenden, nur immer noch Schlimmeres anrichten. Und erzählt wird davon in einer Form, die dem Platten-Scratchen früherer DJs gleicht: In rhythmischen Abständen springt die Erzählung immer wieder in die Zeit vor dem Überfall zurück, die Ereignisse um aus anderer Perspektive neu aufzurollen. Lumet zeigt, dass keine noch so außergewöhnliche kriminelle Energie so schreckliche Ungeheuer gebiert wie der Selbsthass.
Der rote Baron
D 2008. Regie: Nikolai Müllerschön. 120 Min.
Extrem unbeholfen inszeniert ist die neue Heldenverehrung, die Nikolai Müllerschön in „Der rote Baron“ treibt. Aus dem Kampfflieger Manfred von Richthofen macht er einen veritablen Pazifisten. „Der rote Baron“ stottert, sein Vokabular beschränkt sich fast durchweg auf Schuss-Gegenschuss-Sequenzen. Der Soundscape klingt nach Konserve, die Montage ist beliebig, die Dramaturgie fahrig, für die Geschichte Wesentliches wird einfach in einem Schnitt versteckt. Die Kampfszenen in der Luft sind am Computer generiert und wirken trotzdem schwerfällig; von der dem Kino eigenen Freude an Geschwindigkeit, Schwerelosigkeit und Bewegung ist hier nichts zu spüren.
TÖDLICHE ENTSCHEIDUNG: Central, Cinemaxx Potsdamer Platz, Cinestar Sony Center + Tegel, Filmkunst 66, FT Friedrichshain, Kulturbrauerei, Moviemento, Odeon, Thalia Potsdam, Union. DER ROTE BARON (21x)