piwik no script img

Archiv-Artikel

NEU IM KINO Diese Woche frisch

Rückkehr in die Normandie

F 2006. Regie: Nicolas Philibert. 113 Min.

In seiner Studie „Überwachen und Strafen“ verarbeitete Michel Foucault auch den spektakulären Mordfall Pierre Rivière aus dem Jahr 1835. Davon ließ sich der Filmemacher René Allio anregen. Er fuhr in die Normandie und drehte mit Bauern aus der Region und einem jungen Assistenten namens Nicolas Philibert einen Film über Rivière, der 1976 ins Kino kam. Es war eine ethnografisch in die bäuerliche Lebenswelt zurückführende Rekonstruktion des Geschehens, in der die verfremdende Sprödigkeit der Laiendarsteller einen wichtigen Filter gegen falsche Einfühlung darstellte. Nicolas Philibert ist heute ein gestandener Dokumentarist. Sein letzter Film „Sein und Haben“ handelte von einer Zwergschule und fand drei Millionen Zuschauer, für „Rückkehr in die Normandie“ ist er an die Schauplätze von Allios Film zurückgekehrt und hat nach den Menschen gesucht, die damals daran mitwirkten. Es ist ein unaufgeregt unterhaltsamer Reise-Essay geworden, der scheinbar mühelos vom heutigen Alltag der Bauern erzählt und zugleich von dem spezifisch cineastischen roten Faden ihrer gemeinsamen Erinnerung handelt.

XXY

Argentinien/F 2007. Regie: Lucía Puenzo. 91 Min.

„XXY“ ist eine wunderbar unaufgeregt erzählte Coming-of-age-Geschichte, die in melancholischen Bildern die Selbstfindung der intersexuell veranlagten Alex begleitet. Vor einer geschlechtsangleichenden Operation haben ihre Eltern sie bewahrt. Selbst der manchmal bedeutungsschwere Symbolismus des Films stört nicht mehr, sobald die in ihrer Rolle der/des Alex grandios leichtfüßige Inés Efron mit halb traurigem, halb aggressivem Blick beginnt, das Geschehen zu dominieren.

RÜCKKEHR IN DIE NORMANDIE: fsk, Hackesche Höfe XXY: fsk, FT Friedrichshain, Hackesche Höfe, Kant, Kulturbrauerei, Yorck