NEU IM KINO : Diese Woche frisch
Das Kabinett des Dr. ParnassusTerry Gilliam ist keiner, der wunschpädagogisch bloß „mehr Fantasie“ verlangen würde. Er ist einer, der weiß, dass wir gar nicht anders können, als in und mit unseren Fantasien, und vor allem mit und in den Träumen und Wünschen der anderen zu leben. Der Regisseur will beides zugleich, die Wirklichkeit und den Wahn. In seinem neuen Film aber holte die Wirklichkeit die Fantasie auf besonders perfide Weise ein: Während der Dreharbeiten starb der Hauptdarsteller Heath Ledger. Gilliam musste umschreiben und nachdrehen. Colin Farrell, Jude Law und Johnny Depp übernahmen jeweils den Part Ledgers, der – ausgerechnet – eine zwielichtige Figur spielt, die nicht sterben kann. Man merkt dem Film an, dass er den Widerspruch zwischen Fakt und Fiktion in diesem Fall nur schlecht verdauen konnte. Ganz am Ende sitzen Dr. Parnassus und der Teufel (Tom Waits) beisammen. Und scheinen, für einen Gilliam-Film merkwürdig genug, miteinander versöhnt. Die Erzählung, die die Welt vor ihrem Ende bewahren soll, die Rettung der Seelen der Menschen: Es war alles bloß eine Wette zwischen zwei eitlen Männern, alles bloß ein Spiel. Weiter von sich selbst entfernt war Gilliam nie. In 20 Kinos
Das FischkindLucía Puenzo hat 2007 mit ihrem Debüt „XXY“ Aufsehen erregt, der konfliktreichen Geschichte eines intersexuellen Jugendlichen in einem Dorf an der argentinischen Küste. Auch „Das Fischkind“ arbeitet mit ungezähmt zirkulierender libidinöser Energie, allerdings entwickelt der Film, je länger er andauert, einen umso stärkeren Hang zur Räuberpistole. Montiert zum recht kunstvoll-verwirrenden Puzzle, mit verwunschenen Bildern, die das für die lateinamerikanische Literatur- und Filmproduktion so maßgebliche Erbe des magischen Realismus aufrufen. B-ware-Ladenkino, Central, Xenon