NEU IM KINO : Diese Woche frisch
SomewhereWas für ein schöner, anrührender Moment! Bevor er Sofia Coppola den Goldenen Löwen mit einem Kuss auf die Wange überreichte, begründete Quentin Tarantino mit wenigen Worten die Entscheidung seiner Jury. „Somewhere“ sei ein Film, der dem Betrachter noch lange nach dem Verlassen des Kinos immer wieder in den Sinn käme. Und wirklich, in diesem eigentümlichen Nachhall liegt die Qualität nicht nur von „Somewhere“, sondern von Sofia Coppolas Kino überhaupt. Ihre Filme bleiben in Erinnerung, weil sie sich die Zeit nehmen, mit ihren Helden und Heldinnen in eine Situation einzutauchen, in eine Stimmung zu versinken, die manchmal schon im Titel ihrer Filme mitschwingt: „Lost in Translation“ oder jetzt eben „Somewhere“, in dem sie über mehrere Tage hinweg den Alltag eines Jungstars namens Johnny Marco (Stephen Dorff) begleitet. „Somewhere“ oder „Irgendwo“ wird zum Nirgendwo einer banal realen Hollywoodexistenz. Dennoch ist der Film weit mehr als ein Kommentar des übersättigten Lebens im Luxus. Sofia Coppola führt mit Johnny ihre Verlorenheits- und Melancholie-Studien weiter. Er ist ein Bruder im Geiste von Charlotte (Scarlett Johansson) in „Lost in Translation“. In 9 Kinos
My WinnipegIn seinem Film liefert Guy Maddin eine geheime Parallelgeschichte seiner Heimatstadt, und dafür trägt er Schicht um Schicht auf: echte Filmgeschichte auf simulierter (die Ästhetik des Stummfilms dient wie immer als Referenzgröße), authentische Archivbilder und nachgestellte, erfundene Lebensläufe mit wahrem Kern, ein Gewirr aus falschen Fährten und verblüffenden Cross-Referenzen, die die Geschichte Winnipegs mit Maddins eigener Biografie – der erfundenen wie der echten – kurzschließen. Eine Sinnsuche, die stets vom Ironischen ins Neurotische lappt. fsk