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Die norwegische Stadt und der Nazi-LadenTromsøs Bürgermeister empört

Der Bürgermeister der norwegischen Stadt Tromsø fordert, dass der letzte verbliebene Berliner "Thor-Steinar"-Laden den Namen ändert. Dessen Name "Tromsø" beschmutze die Stadt.

Friedlich ist's in Tromsø, Norwegen. Und mit deutschen Nazis will der Bürgermeister nix zu tun haben. Bild: Morten OddvikCC-BY

Arild Hausberg ist empört: "Ich will, dass der Name Tromsø von diesem Geschäft verschwindet", sagt der Bürgermeister. "Das ist eine Schändung des Namens unserer Stadt. Schließlich ist das eine Ladenkette, die mit Nazismus und Nazisymbolen flirtet." Hausberg ist Bürgermeister des nordnorwegischen Tromsø, einer Hafen- und Universitätsstadt mit 70.000 EinwohnerInnen.

Und er hält es für eine "Provokation", dass der "Thor Steinar"-Laden in Friedrichshain den Namen "Tromsø" trägt - schon seit Jahren. Weshalb er jetzt die Betreiberfirma schriftlich aufgefordert habe, "mit unmittelbarer Wirkung" auf die Verwendung dieses Namens zu verzichten. In den vergangenen Jahren hatten vor allem linke und Antifa-Gruppen immer wieder gegen die "Thor Steinar"-Läden protestiert. Vor wenigen Monaten schloss deswegen der Laden "Tønsberg" in Mitte; ein Geschäft im Europa-Center hatte nur wenige Tage geöffnet.

"Thor Steinar", eine vor allem bei Rechten beliebte Bekleidungsmarke, hat seine Shops vorwiegend nach norwegischen Städten benannt. Auch Teile des Sortiments tragen die Namen norwegischer und anderer skandinavischer Ortschaften. Neben Tromsø wollen deswegen auch Trondheim, Tønsberg, Narvik und Haugesund - so heißen "Thor-Steinar"-Läden in Erfurt, Nürnberg, Magdeburg und Rostock - gegen die Verwendung ihrer Städtenamen vorgehen. Koordiniert werden soll das über "Kommunenes Sentralforbund", den norwegischen kommunalen Zentralverband. Vor dem Hintergrund "der negativen Assoziationen, die sich an die Thor-Steinar-Produkte knüpfen", lehne man es ab, "mit diesen und den Haltungen, die diese repräsentieren" in Verbindung gebracht zu werden, sagt Bürgermeister Hausberg.

Man habe die Norwegische Botschaft in Berlin um Vermittlung gebeten, so Hausberg weiter, und er werde demnächst den norwegischen Ministerpräsidenten Jens Stoltenberg bitten, sich persönlich einzuschalten. Schließlich verstehe man sich als eine Stadt, "die deutlich Abstand von allem nimmt, was mit Nazismus und Rassismus zu tun hat".

Es ist nicht das erste Mal, dass Norwegen sich gegen die Einvernahme durch "Thor Steinar" wehrt. 2008 erstattete der norwegische Staat Anzeige gegen die Firma, weil diese auf zahlreiche Kleidungsstücke ihrer Kollektion die norwegische Staatsflagge genäht hatte. Dieses Verfahren ging nach Auskunft des Außenministeriums in Oslo im März 2009 zugunsten Norwegens aus, und "Thor Steinar" habe auch eine "beträchtliche Geldbuße" zahlen müssen, so Botschaftsrätin Anne-Kirsti Wendel Karlsen.

Man stehe im Dialog mit der Firma, teilt die norwegische Botschaft mit. Doch habe "Thor Steinar" bislang keine Bereitschaft gezeigt, Geschäfts- oder Sortimentnamen zu ändern. Sollten die jetzigen Appelle nicht fruchten, haben zumindest einige der norwegischen Kommunen angekündigt, gerichtliche Schritte einleiten zu wollen. Anders als bei der Verwendung nationaler Symbole, wie einer Staatsflagge oder einem Staatswappen, dürften die Erfolgsaussichten für solche Klagen aber eher gering sein, da es einen Copyright-Schutz für Ortsnamen nicht gibt.

Selbst wenn es nur eine theoretische Chance gebe, mit einer Klage erfolgreich zu sein, wolle man die ausschöpfen, meint Petter Steen, Bürgermeister des westnorwegischen Haugesund, das neben dem "Thor Steinar"-Laden in Rostock auch Jeans ganz ungefragt seinen Namen leihen muss. Knut Fagerbakke, sein Kollege aus Trondheim, sieht das so ähnlich. Man sei das schon aus historischen Gründen schuldig: "Bei uns haben eine Menge von Leuten ihr Leben geopfert, um den Nazismus loszuwerden."

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9 Kommentare

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  • S
    Schuhplattler

    In Österreich gibts ein Dorf, das heißt "Fucking". Ist kein Witz.

    Es gibt auch ne Brauerei, die ein gleichnamiges Bier macht. Die Gemeinde hat geklagt wegen Namensrecht - und verloren.

     

    Und was der Bürgerhansel da meint, mit "beschmutzen":

    Das ist seine private Meinung.

    Unabhängig davon gibt es kein Patentrecht für Ortsnamen.

  • G
    guenter

    ach sören, in der opferrolle gefallen dir und deine kameraden sich doch immer noch am besten, oder? :)

    aber ich muss schon sagen, eine gewisse sympathie für thor steinar hab ich, ganz sicher nicht aufgrund der inhalte, symbolik oder zielgruppe dieser marke, sondern ganz einfach weil sich die träger dieser marke so schön offen zu erkennen geben, und das wo die nazis doch heutzutage so gerne verstecken spielen und sich als "autonome" verkleiden ^^

  • BM
    Bierdosenwerfer M

    @ "Danny L": Das "Pilsener Bier wurde 1842 von einem Vilshofener Braumeister in Pilsen entwickelt. Es stammt also aus Pilsen.

    @"deviant":

    Das sieht die Tschechische Republik aber anders. Für sie und für mit bilateralen Verträgen verbundene Staaten wie der Schweiz ist "Pils", Pilsener" usw. eine geographische Herkunftsbezeichung und damit ein geschützter Begriff. Dass das in der EU nicht so gesehen wird (allg. Verkehrsbezeichung für helles untergäriges Vollbier mit min. 28 BE) ist ein anderes Thema.

    Zudem heisst, lieber "deviant", nicht die Marke Tromsö (sorry, kriege den Buchstaben nicht hin) sondern der Laden. Wenn Du über Markenrechte mehr wissen willst kannst Du ja mal auf die Homepage des Patentamts schauen.

    Übrigens sind nach dem Handelsrecht Phantasienamen bei Verkaufsgeschäften und Gaststätten auch ohne Firmierung möglich.

  • S
    Sören

    Was soll das werden, eine neue Aktion "Kauft nicht beim ... " - Musel? Immerhin geht es hier doch um eine Ladenkette in arabischer Hand. Wenn nun demnächst Sonnenblumen, rote Nelken, Che (ok der ist es ja fast schon) zu Nazisymbolen werden, müssen dann auch Blumenläden oder linke Versandhandelshäuser schließen. In welcher Welt leben wir eigentlich in der vorgeschrieben wird welche Kleidungsmarke man trägt!?

  • N
    NikN

    @Geschichtsrevisionist: naja, trotz intensiver Werbung und Zwangsrekrutierungen war die Zahl der Freiwilligen aus Norwegen sehr überschaubar. Sicher waren einige Norweger auch Nazis, aber die Quote war im Vergleich zu den meisten anderen besetzten oder verbündeten Gebieten doch ziemlich schlecht.

  • D
    deviant

    @Bierdosenwerfer:

    Es ist eine Sache, eine Marke direkt nach einem Ort zu benennen, und eine andere, auf eine Methode zu verweisen.

    So wäre es nicht ohne weiteres möglich, in Hintertupfingen ein Bier zu brauen und es unter der Marke "Pilsener" zu verkaufen, wohl aber, "Hintertupfingener Bier, so wie die Pilsener ihr Bier auch brauen", ergo "Hintertupfingener Pils(ener)/Hintertupfingener nach Pilsener Brauart".

     

    Aus selbigem Grunde hatte, soweit ich mich erinnere, Herforder vor einigen Jahren Rechtsbeistand nötig, da die Brauerei im Nachbarort liegt und es damit irgendwie nicht so wirklich Herforder ist...

  • G
    Geschichtsrevisionist

    "Bei uns haben eine Menge von Leuten ihr Leben geopfert, um den Nazismus loszuwerden." (AFAIk um die 10000 Tote, davon 3500 Seeleute)

    Und eine Menge von Leuten hat ihn tapfer verteidigt (SS-Division Norge; Vidkun Quisling; Fredrik Jensen u.v.A.)

    Auch Norweger waren Nazis.

  • B
    Bürger2010

    Ich hoffe das die Norweger so schlau sind denn Steitwert künstlich hoch zu schrauben um diesen Laden über die Anwaltskosten in den Ruin zu treiben.

  • BM
    Bierdosenwerfer M

    Jawoll!

    Und weil der Bürgermeister dieser netten Stadt schon mal dabei ist kann er gleich die örtliche Brauerei in die Luft sprengen. Denn was die als "Pilsener" verkauft ist eine Beleidigung aller Tschechen und zieht die ganze Tschechische Republik in den Dreck!

    Das grenzt schon als Volksverhetzung was die den Pilsenern da in die Schuhe schieben wollen.