: Die neuen Freuden des Yannick N.
■ Schallplatte und Spielfilm sind schon in Sicht — die Pariser French Open im Tennis aber in weiter Ferne Der Tennis-Witzbold Yannick Noah entdeckt die wahren Werte seines Lebens: Spaß und Vergnügen
Paris (taz) — Er mag sich nicht mehr quälen: Yannick Noah, jahrelang das Aushängeschild des französischen Tennis, bricht zu neuen Ufern auf. Weg mit dem Racket, her mit dem Mikrofon. Soeben hat er seine erste Langspielplatte aufgenommen: „Wir wollten eigentlich nur eine Single machen, dann sind es aber auf Anhieb elf Songs geworden“, bekannte der Mann mit den Rasta-Locken in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift 'Le Sport‘.
Die Idee ist so neu nicht. Auch die „schwedische Wand“, der zeitweilig gar auf Platz eins der Computerweltrangliste geführte Mats Wilander, vergoß seinen Schweiß während eines kurzen Intermezzos lieber im Tonstudio als auf dem Tennisplatz. Er kehrte zwischenzeitlich jedoch zur gelben Filzkugel zurück.
Noah hingegen hat es eigenen Angabe zufolge endgültig satt, ohne den nötigen Elan und große Lust über die Courts zu schleichen und — wie in letzter Zeit immer öfter geschehen — bereits nach der Auftaktrunde wieder den Heimflug anzutreten.
Selbst für das Heimspiel Ende Mai, die French Open in Paris, hat er noch nicht gemeldet — und läßt sich auch nicht drängen: „Wenn ich vorher zwei Wochen trainieren kann, spiele ich vielleicht. In meiner derzeitigen Verfassung ist es ausgeschlossen.“
Die selbstgewählte Abstinenz vom „Roland-Garros-Turnier“ quält die französischen Landsleute wie die Presse gleichermaßen: War Noah doch im vergangenen Jahr, obwohl bereits damals weit von seiner Bestform entfernt, immer noch Publikumsmagnet und Günstling der Massen.
Und das trotz eines Henri Leconte oder eines Guy Forget, der sich mittlerweile sogar zur Nummer vier in der Welt hochgearbeitet hat.
Sollte es mit der Hitparaden-Karriere Noahs nichts werden, gibt es Alternativen.
Der Tennis-Clown a.D., immer für ein Späßchen zu begeistern, will eventuell in einem Film mitwirken: Hauptdarsteller natürlich Yannick Noah, als Regisseur ist Bruno Nuytten im Gespräch, der durch Camille Claudelle mit Gérard Depardieu und Isabel Adjani bekannt wurde.
„Ich mache nur noch das, wozu ich Lust habe“, gab Noah die Maxime für sein künftiges Leben in 'Le Sport‘ vor. Bootfahren zum Beispiel. Diesen Jugendtraum hat er sich vor kurzem erfüllt — und schipperte gleich darauf kurz einmal 14 Tage ins Ungewisse aufs Meer hinaus.
Wenn schon nicht auf dem Tennis-Court, so bleibt der sympathische Rasta-Mann seinen Fans wenigstens auf der Bank erhalten:
Bei der am Montag beendeten Davis-Cup-Partie in Rennes gegen Israel fungierte Noah erstmals als Team-Kapitän. Das Match war schon nach dem Doppel mit 3:0 entschieden, kein schlechter Einstand für den Debütanten.
Und ein wenig Hoffnung wollte der Ex-Star seinen Anhängern im Interview denn auch noch lassen. Natürlich, so Noah, sei der beste Platz beim Tennis auf dem Tennis-Platz, natürlich wolle er noch irgendwann einmal ein Finale auf dem Centre Court gewinnen.
Dies dürfte dann allerdings nur noch mit einer „Wild Card“ möglich sein, angesichts des momentanen 153. Platzes des Franzosen in der ATP-Weltrangliste.
Auf die verschämte Frage eines Journalisten, was er angesichts drohender Qualifikationsmatches empfinde, reagierte der Ballvirtuose denn auch fast ungläubig: „Ich in der Qualifikation? Das kommt überhaupt nicht in Frage.“
Man darf sicher sein, daß sie ihm beim Roland-Garros-Turnier ein Plätzchen freihalten werden. André L'Heureux
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