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■ KommentarDie letzte Chance

Es soll immer so weitergehen. Dabei ist klar: So kann es nicht weitergehen.

Seit fünfzehn Jahren ist das Museum der Arbeit in der kulturpolitischen Diskussion, seit elf Jahren hat es eine provisorische Bleibe in heruntergekommenen Barmbeker Fabrikgebäuden, seit fast vier Jahren darf es sich als „offiziell gegründetes“ staatliches Museum betrachten, seit vorgestern ist das erste Gebäude renoviert und zur Benutzung freigegeben: Ein Tempo, das einem den Atem verschlägt.

In zwei Jahren schon soll die „offizielle“ Eröffnung gefeiert werden dürfen, im Jahr 2000 – so nichts dazwischenkommt – der letzte Bauabschnitt fertiggestellt sein: Kulturpolitik im Geschwindigkeitsrausch. Und Kultursenatorin Christina Weiss schließt weitere Bremsmanöver nicht aus. Über die Realisierung des letzten Bauabschnitts könne erst in zwei Jahren entschieden werden, denn das Stadtsäckel sei so prall gefüllt nicht.

An Identifikation mit diesem Museumsprojekt mangelt es bei ihr – wie schon bei ihren Vorgängern Ingo von Münch und Helga Schuchardt – zwar nicht. Aber alle drei mußten – und müssen – gegen konservative Sozis, desinteressierte Bürgermeister und leere Kassen kämpfen.

Dabei hätte Hamburg zu Beginn der 80er Jahre mit einer klaren kultur- und haushaltspolitischen Priorität für dieses Projekt Museumsgeschichte von mehr als nur bundesweiter Bedeutung schreiben können. Diese Chance wurde vertan, denn andere Städte entschieden da weitsichtiger.

Jetzt ist die letzte Chance, Nägel mit Köpfen zu machen. Sonst ist das Museum im nächsten Jahrtausend noch immer nicht fertig. Sven-Michael Veit

(Siehe Seite 22)

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