Die letzte Biathlon-Entscheidung: Auch die Konkurrenz ist gut
Die deutschen Biathleten wollen ihre letzte Chance nutzen und in der Staffel endlich eine Medaille gewinnen.
WHISTLER taz | In welcher Ecke man sich auch umhörte, nach dem Massenstart der Männer wimmelte es am Sonntag nur so von künftigen Medaillengewinnern. Norweger, Österreicher, Franzosen, auch die Russen mit Tagessieger Jewgeni Ustjugow – alle sahen sie sich nach der Staffel am Freitag, der letzten Biathlon-Entscheidung in Whistler, bereits fein dekoriert.
"Wir haben ein starkes Team, werden um Gold kämpfen", tönte etwa Norwegens Emil Hegle Svendsen vollmundig. Auch Silbermedaillengewinner Martin Fourcade war nach dem "kollektiven Erfolg" der Franzosen heiß auf eine Zugabe - und Daniel Mesotitsch erklärte stellvertretend für Austria: "In der Staffel haben wir sehr gute Chancen."
Nur die deutschen Skijäger standen schüchtern da und sagten lieber nichts. Als Titelverteidiger geht das DSV-Quartett am Freitag zwar an den Start - doch Michael Greis ist der einzige Verbliebene der glorreichen vier von Turin. Der Allgäuer ist auch der einzige unter Deutschlands Biathleten, der in Whistler durchweg ordentliche Leistungen zeigte. Platz 5 in der Verfolgung blieb für ihn trotzdem das höchste der Gefühle, während die Teamkollegen Andreas Birnbacher (beste Platzierung: Rang 12), Arnd Peiffer (17), Christoph Stephan (19) und Alexander Wolf (24) emotional durchweg auf der depressiven Schiene fuhren.
Für Frank Ullrich könnte der Ausstand als Männer-Bundestrainer nun endgültig zu einer Gruseltour werden. Im Vergleich zur zweiwöchigen Sternstunde von Turin, als die DSV-Herren vier von fünf möglichen Goldmedaillen abräumten, ist das Ergebnis diesmal schon vor der Staffel verheerend: keine einzige Medaille bei vier Einzelrennen.
Ein schockierendes Erlebnis, das Michael Greis bereits vor den Spielen dämmerte. "Ich bin besser als vor vier Jahren", behauptete der 33-Jährige vor dem ersten Start, wusste aber zugleich: "Dummerweise ist es die Konkurrenz auch." Die Staffel ist nun die allerletzte Chance, den fast bis zur Unkenntlichkeit verblassten Ruhm von Turin noch ein wenig aufzupolieren. Ihm helfen sollen dabei Peiffer, Birnbacher und Stephan, den allerdings eine Erkältung plagt. Diese vier sollen das tief in den Brunnen gefallene Kind nun wenigstens vor dem Ertrinken retten.
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