■ Viele Ärzte leben nicht gesundheitsbewußt: Die kranken weißen Götter
Hamburg (AP/taz) — Deutsche Ärzte haben für ihre Gesundheit offenbar ein mangelhaftes Bewußtsein entwickelt. Eine vorab veröffentlichte Umfrage der Zeitschrift „Vital“ bescheinigte ihnen Raubbau am eigenen Körper: 34 Prozent leiden nach eigenen Angaben unter Übergewicht, mehr als die Hälfte säuft, jeder vierte Mediziner raucht, jeder zweite treibt keinen Sport, und viele schlafen zu wenig. Insgesamt 60 Prozent sind sich der Umfrage zufolge selbst darüber bewußt, daß sie wenig bis gar nicht gesundheitsbewußt leben. Der Vorsitzende der Berliner Ärztekammer, Ellis Huber, sagte, die Untersuchung bestätige, „daß Ärzte zu einer der kränksten Bevölkerungsgruppen im Lande zählen“. Ursache für viele der Defizite dürfte nach der Untersuchung die Arbeitsbelastung sein. Die befragten 257 praktischen Ärzte und Internisten in den alten Bundesländern gaben im Schnitt an, sie arbeiteten 58 Stunden in der Woche bei einem durchschnittlichen Jahresurlaub von vier Wochen. Am faulsten sind die Geschiedenen: Von ihnen halten 83 Prozent nichts von Bewegung. Auch beim Schlaf sieht es nicht gut aus. Der Empfehlung, täglich acht bis neun Stunden zu schlafen, kommen nur 17 Prozent der Ärzte nach. 44 Prozent schlafen sechs Stunden und weniger. Medikamente nehmen regelmäßig 21 Prozent ein. 43 Prozent halten ihren Berufsstand sogar für suchtgefährdet.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen