piwik no script img

■ Die kleine BreitseiteFrustrierte Sozis als Wählerreservoir

„Wahlen“, heißt es in der Badischen Zeitung, sind die Wundertüte der Demokratie.“ Diesmal aber war sie randvoll mit Langeweile gefüllt, oder soll man sich über die Zweikommanochwas der FDP diebisch freuen? Gemessen an ihrem Berliner Charme, hat die FDP einen Achtungserfolg errungen.

Die SPD hat, wie vereinbart, die 25 Prozent nicht erreicht. Sie langweilt selbst im Scheitern noch, und ich fürchte, die Schwindsucht hat Methode! Gibt es ein geheimes Zusatzabkommen zum Godesberger Programm? Auflösung bis zum Jahre 2000?

Oder ist Rudolf Scharping der historische Versuch der SPD sich jetzt schon mit einer Schlaftablette umzubringen? Keine Angst, auch das wird der Partei mißlingen! Es gibt Grund genug für jede Menge Optimismus! Die 23 Vollprozente der SPD sind nämlich demokratietechnisch eine unsinnige Sympathieverschwendung der Wähler. Mehr als zehn Prozent zuviel des Guten, denn 13 Prozent reichen doch voll und ganz für eine große Koalition.

Für die Grünen ist diese Wahl ein Glücksfall. Ihren Aufstieg verdanken sie dem Erosionsprozeß in den Volksparteien und mit etwas Geschick könnte es ihnen gelingen, frustrierte Sozialdemokraten gehobener Schichten als eigene Wählervorkommen zu erschließen. Glück auf!

Haben wir noch was vergessen? Ach ja, die PDS! Glückwunsch, ein erstaunlicher Erfolg, der allerdings sofort die Arroganz des politischen Establishments auf den Plan ruft. Die CDU-gesteuerte Demoskopie behauptet, der jüngste Erfolg der PDS läge bereits jenseits ihres Zenits. Leuchtet die PDS im Verglühen? Läßt sich ihr Verfallsdatum hochrechnen? Die Große Koalition wünscht sich den raschen Verzehr der Nostalgiepartei. Demoskopen rechnen mit zehn Jahren. Keine Frage, wir leben in einer Demoskopie. Matthias Deutschmann

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen