Die jungen Wilden

■ Kleine große Künstler sind jetzt in der Kunsthalle zu sehen

Simon Conrad ist einer von ihnen. Oder Amy Reynolds. KünstlerInnen, die Sie sich schon mal merken sollten. Vertreter der gaaaanz jungen Kunst nämlich, wie Kunsthallen-Direktor Wulf Herzogen-rath betont. Gerade sechs, sieben oder acht Jahre sind sie also alt. Machen in Holzschnitt oder in Pappmachée. Und haben gestern ihre erste Ausstellung in der Kunsthalle eröffnet.

Eine Kehrtwende war das für die meisten von ihnen. Für Jasper Schmielau bestand die Welt vormals fast nur aus Fußball. Bis zur Holzschnitt-Werkstatt der Kunsthalle. Seitdem, sagt seine Mutter, malt und tuscht er ein bisschen mehr in seiner Freizeit. Und das, obwohl die Familie bislang doch reichlich unbegabt sei, was malen und Kunst anginge.

„Phantasie“ sei das, was wir gemeinhin Kunst nennen, definiert der achtjährige Simon Conrad. „Und ganz viel Spaß“, fügt er hinzu. Die kann man seinen Werken ansehen: bunt bedruckte breit grinsende Königsköpfe. Inspiriert von Merce Cunninghams Werken.

Denn die aktuelle Ausstellung „Klänge des Inneren Auges“ war die Grundlage für das „MitMachMuseum“ der Nachwuchs-Kreativen. Wiederholung der Elemente, Ausdrucksformen der Künstler – das sollte das gute Dutzend Kinder bei den Stars kennenlernen, bevor es selbst ans Zeichen und dann an den Holzschnitt mit weichem Linolium ging. Für viele war das der erste Besuch in einer Galerie, erzählt die Kunstpädagogin Rosanna Sabaini Simonetti. Und? „Die jungen Künstler waren begeistert“.

Inzwischen überlegt Simon Conrad, ob er später immer noch zu Kellogs-lecker-Cornflakes will (wie der Papa) oder vielleicht doch Künstler werden? Er wiegt den Kopf hin und her, guckt stolz auf seine drei gerahmten Bilder gleich links am Eingang mit seinem Name drunter gedruckt. „Mal gucken. Ich weiß noch nicht.“

Dann ist erstmal feierliche Eröffnung von „einDruck und Form. Und zwar so, „wie sich das bei einer richtigen Ausstellungseröffnung gehört“, sagt der „Herr Direktor mit Fliege“ (Herzogenrath über Herzogenrath). Also mit echten Reden, kaltem Buffet (Capri-Sonne, Kekse) und Müttern, die knipsen sowie Knirpsen, die ehrfürchtig und zufrieden vor ihren Werken posieren.

Mindestens einmal im Jahr versucht Herzogenrath, die junge Kunst um sich zu scharen. Gerne sogar öfter. Damit Kinder „das Sehen lernen und einen Weg zur Bildsprache finden“. Wo schon der Kunstunterrricht gestrichen oder gekürzt wird, da brauche es heute eben das Museum. „Was fehlt, ist aber eine Stelle für Pädagogik“, klagt der Chef der Kunsthalle. Gespräche mit dem Arbeitsamt laufen. Der neue Prospekt des MitMachMuseums ist vorsorglich schon mal gedruckt, damit noch mehr kids an die Tusche können.

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MitMachMuseum der Kunsthalle Bremen für Grund- bis OberstufenschülerInnen. Info und Anmeldung mittwochs bis freitags von 14 bis 15 Uhr utner Tel.: 0421 – 32 90 833