■ Die internationale Hilfe für die Ruander in Zaire läuft an: Friedensschaffung ohne Machtkalkül
Schneller als erwartet scheint es nun tatsächlich zumindest die Anfänge einer konzertierten internationalen Aktion zur Versorgung der ruandischen Flüchtlinge in Zaire zu geben. Die formelle Übernahme des Flughafens von Goma durch die UNO markiert den Beginn einer Internationalisierung, die – wenn richtig gehandhabt – nicht nur Hilfe für die Kriegsflüchtlinge gewährleisten, sondern auch sicherstellen könnte, daß in Goma und Bukavu kein unkontrolliertes Revanchegebiet für rachsüchtige ruandische Ex-Soldaten entsteht. Dafür spricht, daß die Impulse dafür offenbar vor allem von den USA ausgehen, die als erste bereits letzte Woche der alten ruandischen Regierung die Anerkennung entzogen und jetzt ihren Willen bekundet haben, mit der RPF eng zusammenzuarbeiten. Es wäre nur zu begrüßen, wenn die zaghaften deutschen und britischen Angebote zur Mitarbeit an einer US-UNO-Hilfsaktion nachhaltig in die Tat umgesetzt würden.
Allein gelassen steht wieder einmal Frankreich, das vor dem kompletten Fiasko seiner schillernden Militärintervention namens „Operation Türkis“ steht. Die Franzosen halten an einer am falschen Ort errichteten „Schutzzone“ fest; sie haben sich völlig unnötigerweise in einen Streit mit der neuen RPF-geführten ruandischen Regierung um die Behandlung der Mitglieder der alten Regierung hineingestürzt; und die in den letzten Wochen gewachsene Mißstimmung zwischen französischen Truppen und internationalen Hilfsorganisationen macht es schwer denkbar, daß die „Schutzzone“ in Ruanda doch noch zu einem effizient arbeitenden Versorgungsterrain für aus Zaire zurückkehrende Flüchtlinge werden könnte.
Es wird nun in Paris nicht an Stimmen fehlen, die von einer neuen amerikanischen Einflußzone in Ostafrika fabulieren – einer „Achse“ von Ruanda, Uganda und Äthiopien, deren Regierungen allesamt im bewaffneten Kampf an die Macht gelangt sind und die dabei allesamt der amerikanischen Diplomatie einiges verdankten. Daß die in der RPF tonangebenden Tutsi laut der Propaganda der einstigen ruandischen Regierung sowieso ursprünglich aus Äthiopien stammen und ihre Waffen aus Uganda beziehen, hilft sicherlich, ein solches Konstrukt in den Hirnen von Millionen Ruandern und Burundern zur Wirklichkeit werden zu lassen. Aber Frankreich würde der Kriegstreiberei schuldig sein, sollte es solche Wirrnisse zur Basis seiner Politik machen.
Es geht um Versöhnung und Aufbau – in Ruanda, in Burundi und auch in Zaire. Wer daran ein Interesse hat, muß jetzt mitarbeiten: bei den Hilfsflügen nach Goma, bei den später möglicherweise dafür nötigen militärischen Begleitaktionen, beim Aufbau von Infrastruktur, bei den politischen Diskussionen mit Ruandas neuer Regierung. Wem Gedankenspiele über vergangene und zukünftige Einflußzonen wichtiger sind als diese konkrete Art der Friedensschaffung, ist in Ruanda fehl am Platz. Dominic Johnson
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