Die gute Nachricht: Ein Loch in der Mauer

Am Jahrestag des Maurefalls durchsteigt eine koreanische Künstlerin ihre Kunstmauer am Brandenburger Tor. Derweil streitet die Berliner Politik über das vom Bundestag beschlossene Einheitsdenkmal.

Ein kleiner Schritt für Eun Sook Lee, ein hochsymbolischer für die Menschheit Bild: DPA

Die echte ist längst geschreddert, die künstliche wurde gestern hochsymbolisch "durchbrochen": Die "Vanished Berlin Wall" der koreanischen Künstlerin EunSook Lee stand seit dem 1. November vor dem Brandenburger Tor - ein "Mauerstück" aus transparent-leuchtenden Segmenten. Lee, die mit dem Schwarzlicht-Artefakt auf den 9. November 1989, aber auch auf die fortdauernde Teilung ihrer Heimat anspielte, legte beim Mauerfall selbst Hand an.

Derweil gibt es in der rot-roten Koalition Meinungsverschiedenheiten zum vom Bundestag beschlossenen Einheitsdenkmal. Die Trennlinie verlief dabei nicht zwischen West und Ost, sondern zwischen Chef und Fußvolk: Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) begrüßte das Votum, die Regierungsfraktionen kritisierten das Verfahren als übereilt.

"Berlin ist der geeignete Ort für ein Denkmal für die Freiheit und die Einheit Deutschlands", betonte Wowereit am Freitag. Er sicherte gleichzeitig die Unterstützung der Stadt bei der Suche nach einem geeigneten Standort zu. Als ein möglicher Standort ist unter anderem die sogenannte Schlossfreiheit auf dem Schlossplatz im Gespräch, wo bis zum Zweiten Weltkrieg ein Nationaldenkmal als Reiterstandbild Kaiser Wilhelm I. in Erinnerung an die Reichsgründung von 1871 stand.

Dagegen zeigte sich der frühere Kultursenator Thomas Flierl vom Koalitionspartner Linkspartei "skeptisch" über das Denkmalsprojekt. Das abgekürzte parlamentarische Verfahren spreche "jeder demokratischen Kultur Hohn" und die Widmung des Denkmals sei "diffus", meinte Flierl in einer Presseerklärung. Offenbar solle hier "eine neue große Nationalerzählung zelebriert werden, in der der historische Stellenwert der Demokratiebewegung in der DDR unterzugehen droht" und die europäische Dimension des "Epochenwandels 1989/90" vernachlässigt werde.

auch in der SPD gab es Zweifel am Sinn des neuen Denkmals. Walter Momper, heute Präsdent des Berliner Abgeordnetehaues erklärte, dass für ihn persönlich das Brandenburger Tor bereits ein Einheitsdenkmal sei. "Ich brauche kein neues." Momper war 1989 zum Zeitpunkt des Mauerfalls Regierender Bürgermeister Berlins.

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