■ Die grünen Frauen und die Quotenfrage: Produktive Energien
Die Frauen des Bündnis90 machten es möglich. Mit der Verabschiedung ihres Frauenstatuts eröffneten sie den Weg für eine akzeptable Lösung der im Vorfeld so schwierigen Auseinandersetzung um die Quote. Sicher – vielen grünen Frauen schmeckt die Regelung des Bündnis-Statuts, nach der Frauen in den ostdeutschen Landesverbänden die Entscheidung haben, Platz eins der Wahlliste auch an einen Mann zu vergeben, ganz und gar nicht. Aber das ist kein Grund für depressive Niederlage-Gefühle, im Gegenteil. Der Hannoveraner Beschluß beinhaltet schließlich auch, daß jetzt eine paritätische Ost-West- Frauenkommission ein gemeinsames Frauenstatut erarbeitet, das bis spätestens Anfang 1994 in Kraft treten muß – also noch rechtzeitig vor den Bundestags- und Landtagswahlen. Grüne Frauen können hier noch einmal mit Verve für ihre härteren Quotierungsvorschriften werben. Die Frauen aus dem Bündnis90 wiederum bringen ein, daß formale Regelungen allein nicht ausreichen, um Politik für Frauen zum selbstverständlichen Handlungsfeld zu machen. Zu Recht pochen sie vor ihrem Erfahrungshintergrund auf die veränderten Rahmenbedingungen für die politische Arbeit, die vor allem Frauen (und Männern) mit Kindern zugute kommen sollen.
Fast unverhofft zeigt sich so ein lila Hoffnungsschimmer am frauenpolitischen Horizont. Viel wäre gewonnen, wenn der Prozeß der Annäherung, der jetzt mit der Verständigung über die Quote begonnen hat, von den Frauen auch auf anderen Feldern mit ähnlich produktiver Energie fortgeführt würde. Die sozialen und gesellschaftspolitischen Fragen stellen sich in Ost und West für die Frauen dringender denn je, es geht um grundlegende Weichenstellungen. Nahezu unerwartet birgt Hannover die Möglichkeit, die schon verloren geglaubte frauenpolitische „Vorreiterinnen-Rolle“ endlich wieder einzunehmen. Helga Lukoschat
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