: Die gewollte Katastrophe
■ Französische Atomtechniker probten den atomaren GAU im Miniaturformat
Cardarache/Berlin (taz) – Es hat gerappelt im Karton, aber der Karton steht noch. Gestern nachmittag haben französische Atomtechniker einen GAU im Miniaturformat herbeigeführt. Die Hülle der atomaren Brennstäbe im Phebus-Minireaktor war bei 2.800 Grad Celsius geschmolzen und Radioaktivität aus dem Miniaturkraftwerk in Cadarache bei Marseille freigeworden.
Allerdings – so versicherte die Leitung des Forschungszentrums – würden die freigesetzten radioaktiven Gase in der Halle über dem Minireaktor aufgefangen und seien so nicht in die Umwelt gelangt.
Nach dem GAU wurde der kleine Druckwasserreaktor stillgelegt und soll in den kommenden Monaten genau untersucht werden. Bis zum Jahr 1998 planen die Franzosen mit internationaler Unterstützung noch fünf weitere Atomunfälle im Miniaturformat.
Bundesdeutsche Kritiker hatten moniert, daß ein Atomunfall in diesem kleinen Format die Prozesse bei einem GAU in einem großen AKW gar nicht abbilden könne. Der Versuch sei also überflüssig. Dazu sei er noch gefährlich. Selbst die Bundesregierung räumt in ihrer Antwort auf eine kleine Anfrage von Bündnis 90/ Die Grünen ein, daß sich bei dem Versuch „Undichtigkeiten der Isolierung oder der Ventile naturgesetzlich kaum ausschließen“ ließen. Seiten 3 und 10
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
