: Die das Zeug dazu haben
Lesbisch für Anfänger – und Expertinnen: Heute startet ProSieben die Hochglanzserie „The L Word“ (22.15 Uhr)
Nichts Neues für Deutschlands Lesben, so sie denn einen DVD-Player besitzen – aber für die heterosexuelle Mehrheit: Das Wort mit dem L am Anfang ist spätestens ab heute kein Fremdwort mehr. Die Erfolgsserie „The L Word“, die in den USA bereits in der vierten Staffel produziert wird und hierzulande seit Ende letzten Jahres auf DVD erhältlich ist, läuft nun endlich im deutschen Fernsehen an.
Die Bild-Zeitung freute sich jedenfalls über die „schönen Lesben von ProSieben“ und druckte sogleich ein Standbild der nackt im Pool agierenden Protagonistinnen Tina (Laurel Holloman) und Bette (Jennifer Beals) – Männer kennen das L-Word eben hauptsächlich im P-Zusammenhang. P wie Porno.
In der Serie wollen Tina und Bette jedoch ein Kind und suchen zu diesem Zweck verzweifelt nach einem Samenspender – gar nicht so einfach, wenn die Spermien des ersten Freiwilligen „nicht das Zeug dazu haben“ – und manchmal freiwillig komisch. Ansonsten sieht sich die erste Folge wie ein „Der Die Das“ der L-Welt, erst mal wird erklärt, wie das so ist mit den Lesben: Sie wollen Kinder und interessieren sich nicht für Männer, es gibt Sportlesben (Tennis), die sich wegen der Sponsoren nicht outen wollen, Literaturlesben und Kreativlesben. Diese ungemein gut aussehende Obere Mittelstands-Frauenclique trifft sich im durchdesignten Café Planet in L. A. und führt „Sex and The City“-Gespräche auf Lesbisch. Was die heterosexuellen weiblichen Fans nicht stört, im Gegenteil schätzen sie die „rein weibliche Welt, in der es nicht um Männer, sondern um Freundschaft und Solidarität geht“, sagt Manuela Kay, Chefredakteurin des lesbischen Magazins L-Mag, dessen nächste Ausgabe wegen des Serienstarts fast schon eine „L Word“-Sonderausgabe sein wird.
Lesben lieben „L Word“, wenn auch vereinzelte Kritik am gefälligen Outfit des Unternehmens geäußert wurde. Wie auch immer: „The L Word“ ist ein riesiger Beitrag zur Sichtbarkeit der Lesben, die bislang im Vergleich zu den Schwulen eher bescheiden ausfiel. Auch weil die Serie auf heterosexuelle Anschlussfähigkeit ausgelegt ist: Ein dementsprechendes Pärchen wurde in den Handlungsstrang eingebaut. Er findet das Liebesspiel zweier Frauen sexuell stimulierend und sie überlegt, ob sie das Ganze nicht auch mal praktisch austesten sollte.
So ist es eben in der Mitte der Gesellschaft.
MARTIN REICHERT