■ Die anderen: „The Times“ zu den deutschen Bemühungen, die Ukraine vom Bau zweier Atomkraftwerke abzuhalten / „Al-Kuds“ zum Treffen zwischen Barak und Arafat / „Politiken“ zu den Wahlen in Indonesien / „Financial Times“ zu den Protesten gegen Milosevic
„The Times“ (London) zu den deutschen Bemühungen, die Ukraine vom Bau zweier Atomkraftwerke abzuhalten: Die Bundesrepublik Deutschland sieht sich selbst als Speerspitze der westeuropäischen Expansion in Osteuropa. Doch aufgrund seiner trägen Wirtschaft und unklaren Ziele werden Bonns Rat und Druck zunehmend ignoriert. Die Reise nach Kiew wurde für die Deutschen zum Fiasko. Ausgerechnet Tschernobyl illustriert nun am deutlichsten die Grenzen einer grün geführten Außenpolitik. Deutschland, das mit seiner Kosovo-Politik viel Lob erntete, war diesmal schlecht beraten und diplomatisch ungeschickt.
„Al-Kuds“ (Jerusalem) zum Treffen zwischen Barak und Arafat: Es ist klar, daß es nun faktischer Schritte bedarf, wenn alle Ankündigungen umgesetzt werden sollen. Diese Schritte werden der Test der Glaubwürdigkeit sein, wenn wirklich Frieden geschaffen und die katastrophale Stimmung überwunden werden soll, die die Vorgängerregierung hinterlassen hat. Wir hoffen, daß der neue positive Start in Richtung Frieden und zur Umsetzung der Verträge führt. Wir erwarten keine einfachen Verhandlungen. Aber wieder ein Klima des Vertrauens zu schaffen, ist Voraussetzung für die Überwindung der Hindernisse auf dem Weg zum gerechten Frieden.
„Politiken“ (Kopenhagen) zu den Wahlen in Indonesien: Bis zum Wochenende waren 60 Prozent ausgezählt. Die Zahlen bestätigten das lange bekannte Bild, wonach die führende Oppositionspolitikerin Megawati Sukarnoputri Wahlsiegerin wurde. Sie muß jetzt ihren Willen mit politischem Handwerk zeigen, um zu beweisen, daß die Demokratie Wurzeln geschlagen hat. Stimmzettel und ein relativ freier Wahlkampf sind sicher nicht genug, um die Demokratie zu konsolidieren, wenngleich der Prozeß hier beginnen mußte. Die Zeiten sind vorbei, in denen indonesische Politik sich wie ein klassisches Puppenspiel aus Java entfalten konnte.
„Financial Times“ (London) zu den Protesten gegen Milosevic: Der Standpunkt, wonach Milosevic zuerst abtreten muß, bevor wirtschaftliche Hilfe gewährt werden kann, muß möglicherweise überdacht werden. So könnte es nützlich sein, bestimmte Städte in begrenztem Umfang etwa beim Wiederaufbau von Krankenhäusern zu unterstützen, wenn sich diese zu dauerhaften Oppositionszentren entwickeln sollten. Angesichts der Macht des serbischen Staates werden die entscheidenden Akte dieses Dramas aber wahrscheinlich in Belgrad aufgeführt werden. Deshalb kann nur ein Wechsel dort die Tür für umfangreiche internationale Hilfe öffnen.
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