Die anderen:
Mladá fronta Dnes aus Prag schreibt zu den positiven Seiten einer FPÖ-Regierungsbeteiligung in Österreich: Es klingt nicht besonders überzeugend, wenn man über Jörg Haider sagt, dass er ein Populist ist und kein Neofaschist – Hitler und Mussolini waren auch Populisten, wenn auch schweren Kalibers. Aber Haiders Stellung in der politischen Szene Österreichs ist glücklicherweise nicht dominant. Die österreichische Gesellschaft ist seit vielen Jahrzehnten erwachsen und wird es weiter bleiben. Am Ende bringt die Regierungsbeteiligung seiner Partei Haider gar um das bequeme Alibi, das er sich in der Opposition zugelegt hatte.
Die Neue Zürcher Zeitung meint zur Zukunft der SPÖ: Wie sollen sich die schlingernden österreichischen Sozialdemokraten in der Oppositionsrolle zurechtfinden? Indem sie die Machtverhältnisse akzeptieren und zur Kenntnis nehmen, dass der Mitte Januar unterschriftsreife Koalitionspakt Klimas mit Schüssel nun statt von ihnen von den Freiheitlichen getragen wird. Und indem sie einsehen, dass sich die Freiheitlichen aus deutschnationalen Wurzeln mit Altnazis über eine Protestpartei mit wirtschaftsliberalem Programm in eine Bewegung des „kleinen Mannes“ verwandelt haben, um an die Stelle der Sozialdemokratie zu treten.
El País aus Madrid kommentiert die neue Annährung zwischen Griechenland und der Türkei: Noch vor kurzem standen Griechenland und die Türkei am Rande eines Krieges. Heute findet eine rasche Annäherung auf mehreren Ebenen statt. Sie drückte sich in den gegenseitigen Besuchen der Außenminister Georgios Papandreou und Ismail Cem aus. Beide Politiker stehen für ein neues Klima und einen zivilisierten Umgang der beiden Staaten. Aber auch nach dem Ende der griechisch-türkischen Eiszeit sind noch eine Reihe von Aufgaben zu bewältigen. Dazu gehören die territorialen Ansprüche in der Ägäis und die Zukunft der geteilten Insel Zypern.
Die Obschtschaja Gaseta aus Moskau interpretiert die Entführung eines russischen Mitarbeiters von „Radio Liberty“ in Tschetschenien: Was mit Andrej Babizki geschah, belegt nicht nur, dass die Pressefreiheit in Russland zunehmend in Gefahr gerät. Vor allem ist mit dem Krieg, mit der totalen Propaganda und Kriegshysterie, aufgepeitscht durch die Banditenakte auf tschetschenischem Boden sowie den barbarischen Explosionen in Moskau und Wolgodonsk, ein scheinbar längst vergangenes Unglück ins Land zurückgekehrt: der Bolschewismus, der auf gnadenlose Gewalt, die Vernichtung des Feindes und die Informationsdiktatur setzt.
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