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■ Die aktuelle WiederholungRebellisches Leitbild

Im Fernsehen wimmelt es von Wiederholungen. Guter Anlaß für ein kritisches oder sentimentales Wiedersehen. Heute:

„Unsere Kleine Farm“, 17.05 Uhr, Kabel 1

Nach der Schule wurde sehr ernsthaft frei nach „Unsere kleine Farm“ improvisiert, der Seriensaga von der wackeren Pioniersfamilie Ingalls, die sich ein schiefes Haus zimmert und darin als leuchtende Vorbildbesiedler des Wilden Westens ihr – ganz besonders rechtschaffene neunjährige Mädchen – in die Abhängigkeit treibendes Bildschirmdasein ausbreitete.

Ich hatte, weil blond, die sticksüchtige Streberin Mary zu mimen, älteste Tochter und öder Ableger von Moralapostel Charles und Mutterpflanze Caroline. Während Caroline noch im neunten Monat gottesfürchtig den Steinguttopf schrubbelt, hobelt sich der bis ins Mark anständige Ehemann Charles im örtlichen Sägewerk die Penunzen für seine Brut zusammen. Falls er nicht gerade voll Gottvertrauen mit den spärlichen Weihnachtsgeschenken (eine Schürze und ein paar Zuckerstangen) unter einer Schneewehe begraben liegt. Doch an duftigen Sommertagen verläßt „Pa“ gar oft im Beisein von Lieblingstochter Laura die Hütte, um zum Fischen zu gehen. Und um ein gutes Gespräch mit dem „Dreikäsehoch“ an Land zu ziehen.

Laura, sie war die braunzöpfige und mandeläugige Gefährtin meiner frühen Jahre: Verächterin der Zimperlichkeit, ein Mädelchen der Tat, das (trotz Frau Carolines Endlospredigt) die Sonnenhaube verweigert, widerspricht, in Bredouillen gerät und zerrupft aus ihnen hervorgeht, und Gottes Wort, welches den puritanisch-müffelnden Faltenwürfen des Reverends oder der Lehrerin entweicht, innovativ auszulegen weiß. Mit ihren Triumphen (Schlammschlacht mit Kolonialwarenschnepfe Nellie Oleson), Krisen (zukünftiger Ehemann Almanzo hat's gesehen) und Verunsicherungen (Caroline: „Laura, du bist jetzt eine Frau“) war Laura in den 70ern Leitbild für eine Unzahl rebellischer Vorstadtmädchen.

Selbst in Gesellschaft Laura Palmers, die in den 90ern auf den „Twin-Peaks“-Obduziertisch geriet, bleibt Laura Ingalls das unvergeßlichste amerikanische small town girl, seit es Fernsehserien gibt. Monie Schmalz

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