: Die Zukunft der Unausgebildeten
betr.: „Cash für Arbeitslose, das reicht nicht mehr“, Interview mit Ulla Burchardt, taz vom 5. 1. 06
Ein Mehr an Bildung kann man nur begrüßen, stellt Bildung doch neben der Erziehung zur persönlichen Selbstständigkeit und der Gesundheit eine der Säulen der Entwicklung mündiger Bürger dar. Doch ich bezweifele, dass die von Frau Burchardt umrissene Bildungsinitiative sich zu einer Offensive gegen die Arbeitslosigkeit insbesondere der so genannten Niedrigqualifizierten entwickelt.
Denn langfristig steigt dadurch zwar der Prozentsatz der Besserqualifizierten, doch wird es wie in jeder Gesellschaft immer einen Anteil schlecht qualifizierter Arbeitnehmer geben, für die in den blühenden Wissenschaftszentren und High-Tech-Schmieden des neuen Deutschlands dann immer noch kein Platz sein wird. Die zunehmende Verlagerung von Produktionsstätten in Niedriglohnländer und die immer weiter verbreitete Automatisierung von Produktionsabläufen werden diese Entwicklung nicht verhindern, sondern eher fördern.
Trotz der geplanten Investition in die Bildung wird sich die Politik damit befassen müssen, wie die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung für Arbeitnehmer ohne Ausbildung in Zukunft aussehen soll. Ein Verdrängen dieses Problems mag angenehm sein, führt aber zu einer sozialen Schieflage, die schlimmstenfalls im Zerfall der solidarischen Gesellschaft mündet.
DIETER KUHLMANN, Dortmund