Die Zöllner

Vorankündigungen sind zunächst Hinweise auf Dinge, die demnächst passieren und um jedem Mißverständnis aus dem Weg zu gehen, sie sind nicht unbedingt eine Werbung. Sie können z.B. auch in Form einer Werbung stattfinden...

Die Zöllner (bereits die Ableitung des Bandnamens vom Chef, der, wie witzig, Dirk Zöllner heißt, läßt auf einen schier unerschöpflichen Reichtum an Ideen schließen) spielen, und weil's so schön ist, gleich zweimal, im Quasimodo.

Der auf den ersten Blick nicht unsympathische Sänger, mit dem Anspruch ausgestattet, ein denkender, kritisch-progressiver Mensch zu sein, bewegt sich inhaltlich ungefähr in den Höhen (bzw. Niederungen) eines gealterten Rio Reiser, nur weniger massenwirksam und nicht Philip Morris gesponsort wie das vermutliche Vorbild.

Auch Las Vegas läßt grüßen, Bläsersatz, Hip Hop-Einlagen, Slap Bass, insgesamt sehr professionell und vor allem sehr langweilig (eventuell hat der eine oder andere im Radio die verhunzte Cover-Version des Falco-Klassikers »Der Komissar« gehört).

1988 stellten DDR-Musikkritiker den Möchtegern-Schwarzen und doch so blassen und ach so deutschen Zöllnern den Titel »Newcomer des Jahres«, und sich selbst ein weiteres Zeugnis schlechten Geschmacks aus.

Interessant sind die Konzerte höchstens unter dem Aspekt: Kennenlernen des kulturellen Erbe des Arbeiter- und Bauernstaats.[Warum soll das kulturelle Erbe davon abhängig sein, ob amerikanische Tanzmusik kommerziell oder unangebracht ist, wenn man aus der alten DDR kommend sich die Freiheit nimmt, ein Stück vom Kuchen abbekommen zu wollen, den andere schon so lange fressen. Geht es am Ende um bessere Menschen, die dieses Land braucht? d.s.]

Heute und morgen spielen Die Zöllner im Quasimodo ab 22 Uhr.R.Grahl (photo: Gabriele Senft