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Die Wochenvorschau von Susanne MessmerMake love, not war

Eigentlich wäre es gerade gar keine schlechte Zeit, die Friedensbewegung zu reaktivieren. Vor wenigen Monaten demonstrierten Aktivisten gegen die Aktionärsversammlung der Rheinmetall in Berlin. Sie hatte vermeldet, dass sich die Auftragseingänge in der Sparte Defence im ersten Quartal 2018 mehr als verdoppelt hätten. Letzte Woche dann die Millionenstrafe gegen die Waffenschmiede Heckler & Koch, die illegal Gewehre nach Mexiko verkauft hatten. Auch dies schuf durchaus Aufmerksamkeit.

Man darf also hoffnungsvoll sein, wenn am Dienstag ab 10 Uhr anlässlich des bundesweiten Aktionstages gegen Rüstungsexporte auf der Wiese vorm Reichstag die Kunst-und Protestaktion „Aufschrei Aktion – Stoppt den Waffenhandel!“ stattfindet. Die Aktion, in der sich mehr als hundert Organisationen der Friedens- und Entwicklungszusammenarbeit organisiert haben, kritisiert vor allem, dass die deutsche Rüstungsexportpolitik unter weitgehendem Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet, „ohne ausreichende parlamentarische Kontrolle und auf der Grundlage rechtlich problematischer Verfahren“. Auch in den Kriegen im Jemen und in Syrien werden Waffen und Munition aus deutscher Verantwortung eingesetzt.

Die Auswirkungen sind bekannt. Weniger bekannt ist, dass am Berliner Museum für Islamische Kunst im Jahr 2013 das Syrian Heritage Archive Project ins Leben gerufen wurde, um dem enormen Verlust an materiellem Kulturerbe in Syrien etwas entgegenzusetzen. Dort werden Fotosammlungen und Forschungsdaten digital archiviert und aktuelle Schäden in Syrien dokumentiert. Am Mittwoch um 18.30 Uhr eröffnet nun die Sonderausstellung „Kulturlandschaft Syrien. Bewahren und Archivieren in Zeiten des Krieges“. Mit Objekten, Filmen, Fotos und interaktiven Bildschirmen werden Interessierte auf eine virtuelle Erkundungsreise durch die Kulturlandschaft Syriens eingeladen – eine Landschaft, in der, wie man weiß, grundlegende zivilisatorische Errungenschaften wie die Entstehung städtischen Lebens oder das Alphabet ihren Anfang nahmen.

Wer auf der Suche nach guten Gründen für Friedensaktivismus lieber in die Vergangenheit reist als in gar nicht so ferne Länder, der kann sich am Mittwoch ab 16 Uhr auch zum Instituto Cervantes in die Rosenstraße begeben, wenn dort an die „Fabrik-Aktion“ erinnert wird. Am 27. Februar 1943 sollten Tausende Jüdinnen und Juden, die vor allem noch in der Rüstungsindustrie zwangsbeschäftigt waren, verhaftet und anschließend nach Auschwitz deportiert werden. Alle Berliner Jüdinnen und Juden, die in einer „Mischehe“ lebten, wurden in das Sammellager Rosenstraße überführt. Daraufhin versammelten sich vor dem Gebäude tagelang Angehörige der Verhafteten und ließen sich auch von der Schutzpolizei nicht vertreiben. Bis zum 12. März wurden die meisten der 2.000 Menschen mit der Auflage aus der Haft in der Rosenstraße entlassen, sich beim Arbeitsamt zur Einweisung als Zwangsarbeiter zu melden.

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